Nina Stemme als Katerina Lwowna Ismailowa und Dmitry Ulyanov als Boris Timofejewitsch Ismailow

APA/BARBARA GINDL

Eine Oper als Lebenszäsur

"Lady Macbeth von Mzensk" in Salzburg

Von einer starken, selbstbewusste Frau, die sich gegen ihr tyrannisches Umfeld wehrt und zur Mörderin wird, erzählt die Oper "Lady Macbeth von Mzensk" von Dmitri Schostakowitsch, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Nikolai Leskow. 1934 uraufgeführt, war die Oper zunächst ein durchschlagender Erfolg, wurde aber zwei Jahre später auf Betreiben Stalins verboten. Bei den Salzburger Festspielen inszeniert Andreas Kriegenburg, Mariss Jansons dirigiert die Wiener Philharmoniker.

Morgenjournal, 31.7.2017 - Vorbericht

Sebastian Fleischer

Kulturjournal, 31.7. - Andreas Kriegenburg im Gespräch

Morgenjournal, 3.8. - Nachbericht

Der Applaus im Großen Festspielhaus war so gewaltig wie die musikalische Darbietung. Und zu Recht feierte das Publikum die zwei überragenden Atouts dieser Aufführung: die stimmlich wie darstellerisch großartige Protagonistin Nina Stemme und den Dirigenten Maris Jansons.

Gernot Zimmermann

Von der Küchensklavin zur Dreifachmörderin

Ein heruntergekommener Innenhof, umgeben von mehrstöckigen baufälligen Wohnhäusern, bildet die bedrückende wie eindrucksvolle Kulisse für das Schicksal der Katerina Lwowna Ismailowa, hier verkörpert von der schwedischen Sopranistin Nina Stemme, die in ihrem gelb tapezierten Zimmer ihre Einsamkeit besingt.

Wohl um der Armut zu entfliehen, hat Katerina in eine Kaufmanns-Dynastie eingeheiratet, doch als Ehefrau ist sie hier nichts weiter als eine Küchensklavin ohne Freiheiten: Ihr Ehemann ist ein trinkender Verlierertyp, und der Schwiegervater Boris ein Tyrann, der mit der Peitsche in der Hand durch den Kaufmannshof streift und für Angst und Schrecken sorgt.

Lady Macbeth von Mzensk 2017

SALZBURGER FESTSPIELE/THOMAS AURIN

Todeskampf als Lachnummer

Erst der neue Arbeiter Sergei, der Katerina den Hof macht, kann ihren Lebens- und Liebesdurst stillen. Die Geschichte muss tragisch enden: In ihrem Befreiungskampf wird Katerina zur Dreifachmörderin. Gleichwohl bringt ihr Dmitri Schostakowitsch in seiner Oper "Lady Macbeth von Mzensk" äußerste Empathie entgegen - eine Sicht, die Regisseur Andreas Kriegenburg teilt: "Schostakowitsch erzählt diese Oper nicht nur über sie, sondern auch durch sie. Alle anderen, sie umgebenden Männerfiguren, sind durch ihren Blick verzerrt."

Diesen verzerrten Blick auf eine gewaltgeprägte Männerwelt treibt Schostakowitsch auf die Spitze: Zu aller Dramatik gesellt sich da oft slapstickhafter Humor in der Zeichnung der Figuren genauso wie in der Musik. Die Polizei ist da nichts weiter als ein skurriler, intriganter Haufen, und sogar der Todeskampf des Schwiegervaters wird fast zur Lachnummer.

Umjubelt, dann verrissen

Dieser Humor kommt der Regie-Handschrift von Andreas Kriegenburg durchaus entgegen; und auch der lettische Dirigent Mariss Jansons ist mit Schostakowitsch bestens vertraut: Er hat den Komponisten noch persönlich kennengelernt. Für den jungen Schostakowitsch stellte "Lady Macbeth von Mzensk" eine persönliche Zäsur dar: Zwei Jahre nach der umjubelten Uraufführung besuchte Josef Stalin eine Aufführung und missbilligte die Musik. Die Oper wurde umgehend verboten, und Schostakowitsch lebte fortan in ständiger Angst vor der Verfolgung durch das Stalin-Regime.

"Er war furchtbar nervös", erinnert sich Jansons. "Er hat sehr schnell und wenig gesprochen. Er hat in seiner Vorstellungen gelebt, und Musik war alles, was er ausdrücken wollte." Schostakowitschs "Lady Macbeth" gibt Zeugnis von der kritischen Weltsicht eines noch jungen Komponisten. Premiere im Großen Festspielhaus ist am Mittwoch, Österreich 1 überträgt eine Aufzeichnung am Samstag.

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Salzburger Festspiele - Lady Macbeth von Mzensk

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