Gerald Finley (König Lear)

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Salzburger Festspiele

"Lear"-Komponist Aribert Reimann

In der Felsenreitschule gab es gestern die letzte szenische Opernpremiere der heurigen Salzburger Festspielsaison: "Lear" von Aribert Reimann. Am Pult der Wiener Philharmoniker stand Franz Welser-Möst, der für dieses unter die Haut gehende Werk brennt. Inszeniert hat Simon Stone und das Ensemble war brillant: Gerald Finley als Lear, Michael Maertens in der Sprechrolle des Narren, Anna Prohaska, Evelyn Herlitzius und viele andere.

Mittagsjournal, 18.8.2017 - Vorbericht

Franz Welser-Möst: "Es ist eine zutiefst psychologische Musik, die nicht davor zurückscheut, diese Grausamkeit, Brutalität und Einsamkeit auch auszudrücken."

Gernot Zimmermann

Gerald Finley (König Lear) mit Luftballonen

APA/BARBARA GINDL

Morgenjournal, 21.8.2017 - Riesiger Applaus bei der Premiere

Gernot Zimmermann

Aribert Reimann wurde 1936 in Berlin geboren. Er ist ein durch und durch musikdramaturgisch denkender Komponist und hat berühmte Stoff der Weltliteratur vertont, etwa Strindbergs "Traumspiel" und die "Gespenstersonate", aber auch "Medea" von Euripides, die mit großem Erfolg an der Wiener Staatsoper gezeigt wurde.

Kulturjournal, 21.8.2017 - Der Komponist im Porträt

Gernot Zimmermann

Von Fischer-Dieskau angeregt

Aribert Reimanns "Lear" aus dem Jahre 1978 ist eine der meistgespielten Opern der Modern. Die Anregung zu dieser Vertonung von Shakespeares gnadenlosem Alterswerk kam von dem berühmten Opernsänger Dietrich Fischer-Dieskau. Ebenso legendär war der Uraufführungsregisseur Jean-Pierre Ponnelle.

"Das Unsichtbare hörbar machen"

Sieben Jahre lang habe Fischer-Dieskau den Komponisten bedrängt, der noch anfangs überzeugt war - "das geht nicht". Doch bei einer Aufführung seines Zyklus nach Gedichten von Paul Celan in Hamburg, habe er sich gedacht, "das geht doch". Anfangs habe Fischer-Dieskau am Libretto zu "Lear" mitgearbeitet. Bei der Uraufführung habe Reimann das erste Mal intensiv mit einem Regisseur zusammengearbeitet. Jean-Pierre Ponnelle habe alles nur aus der Partitur inszeniert und damals zum Komponisten gemeint: "Denken Sie immer daran, dass das, was in den zuhörenden Köpfen vorgeht, im Orchester herauskommt. Alles, was wir nicht sehen, muss das Orchester lebendig machen." Dieser Ratschlag habe Reimann auch von dem Eins-zu-eins-Denken weggebracht.

Aribert Reimann hat schon viele Inszenierungen seines Lear gesehen, mehr als zwanzig werden es schon sein, und er geht immer offen und neugierig an die Interpretationen der Dirigenten und Regisseure heran, wie jetzt bei Franz Welser-Möst und Simon Stone. "Es ist jedes Mal eine völlig andere Welt, und ich denke mir jedes Mal: Halte ich das aus, oder geht das mit der Musik zusammen?"

Aribert Reimann

Aribert Reimann

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So aktuell wie 1977

Aribert Reimann schrieb den "Lear" zwischen 1976 und 1978 in der Zeit des RAF-Terrors in Deutschland. Das merkt man auch heute noch, und doch ist der "Lear" genauso aktuell wie damals. "Da drinnen sind so viele Dinge, die immer wieder Gültigkeit haben." Man lebe ja in der Zeit und sei ein Seismograph für alles, was passiert, so Reimann. Und das setze er auch musikalisch um.

Service

ORF.at - "Lear" und die Blumen des Bösen
Salzburger Festspiele - Lear

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