Ausstellungsansicht

THOMAS EISL

Kunstmesse

Parallel. Wo der Nachwuchs feiert

Zu jeder Kunstmesse gehört mittlerweile eine Satellitenmesse. Keine Art Basel ohne Liste, keine Armory Show ohne Independent. Während die Hauptmessen eine Plattform für etablierte Galerien bietet, sind die Nebenmessen jener Ort, an dem neue, noch unbekannte Talente entdeckt werden können. Als Nebenmesse der Vienna Contemporary hat sich die "Parallel" mittlerweile einen Namen gemacht.

In diesem Jahr findet die Messe bereits zum 5. Mal statt und zwar in den ehemaligen Räumlichkeiten der Sigmund-Freud-Universität in Wien Erdberg.

Partymusik dringt aus einem kleinen Häuschen mit Spitzdach. Ein Schrebergartenhaus, vielleicht, oder aber ein etwas zu klein geratener Häuslbauertraum. Welcome to Suburbia! Jetzt wird es richtig ungemütlich. Denn die Idylle entpuppt sich auf den zweiten Blick als Alptraum. Am Boden liegt eine Frau, die offenbar erschossen worden ist. Der österreichische Künstler Alfredo Barsuglia hat für die Grazer Galerie Zimmermann Kratochwill eine begehbare Installation geschaffen, die bis Sonntag auf der "Parallel" zu sehen ist.

https://www.instagram.com/p/BZOB_hZlBZs/" style=" color:#c9c8cd; font-family:Arial,sans-serif; font-size:14px; font-style:normal; font-weight:normal; line-height:17px; text-decoration:none;" target="_blank">Ein Beitrag geteilt von Galerie Zimmermann Kratochwill (@galerie_zimmermann_kratochwill) am


Eine einzige künstlerische Position

30 Galerien und rund 40 Offspaces sind dieses Jahr bei der Parallel vertreten. Jede Galerie wurde dazu angehalten, eine einzige künstlerische Position zu zeigen. Das verleiht der "Parallel“ den Appeal einer kuratierten Ausstellung. Der Messestand als Kunstgemischtwarenladen, in dem jeder Galerist, jede Galeristin ein Best of des eigenen Bestands zeigt, ist auf der "Parallel“ eher nicht erwünscht. Damit wolle man sich nicht zuletzt von der Vienna Contemporary absetzen, sagt der künstlerische Leiter der "Parallel“ Stefan Bidner. "Primär ist die 'Parallel‘ eine Plattform für Künstler und Künstlerinnen, die nicht permanent präsent sind. Wir haben zwei Akademien in Wien, die permanent Künstler ausbilden. Die Ausstellungsflächen sind beschränkt, weil wenige junge Galerien nachkommen und die Bindung zur Szene fehlt“ , sagt Stefan Bidner.

In diesem Jahr findet die "Parallel“ in den Räumlichkeiten der ehemaligen Sigmund Freud Universität statt: Funktionalistische Zweckarchitektur aus den 1970er Jahren, die nun eine künstlerische Zwischennutzung erfährt. Auf zehn Stockwerken. Schon im Oktober soll die bereits ziemlich heruntergekommene Immobilie abgerissen werden. Wo dieser Tage Kunst bewundert werden kann, sollen bald Luxusapartments und Wohnungen stehen. Ganz oben, also im 10. Stock, wurden Künstler und Künstlerinnen eingeladen, einzelne Räume zu gestalten. "Teilweise sind Obdachlose hier eingebrochen und haben hier gelebt. Der Raum war so schmutzig, dass ich zuerst einmal mit chemischen Reinigungsmitteln anrücken musste. Dann habe ich aus den Materialien, die ich hier gefunden habe, Skulpturen gemacht.“

Der österreichische Künstler Patrick Schabus gehört zu den Auserwählten, die von der "Parallel" eingeladen worden sind, einen eigenen Raum zu gestalten. Artist Statements nennt man das hier. Einst übernachteten im Raum, den Schabus umgestaltete hat Schüler und Studenten. Das spärliche Mobiliar wirkt schäbig. Schabus hat den etwa zwölf Quadratmeter großen Raum in eine fantasievolle Wunderkammer verwandelt. Mit selbstgebastelten Musikinstrumenten und bunten Skulpturen aus Sperrmüll.

Ausstellungsansicht, Eva Schlegel

Eva Schlegel, Ausstellungsansicht

THOMAS EISL

Junge Kunst im Abbruchhaus

Doch die "Parallel“ bietet nicht nur jungen Künstlern und Künstlerinnen eine Plattform. Auch viele Größen der heimischen Szene sind mit dabei. Darunter Künstler, die Österreich bereits bei der Biennale in Venedig vertreten haben. Erwin Wurm zeigt seinen berühmten Gurkenskulpturen, Eva Schlegel zeigt visuelle Erkundungen von Räumen, deren Konturen auf Fotos ohne Tiefenschärfe verschwimmen. Ein groß angelegtes Projekt, das Schlegel 2018 übrigens in der Kunsthalle Krems präsentieren wird. "Ich war in den letzten Jahren auf der 'Parallel‘ und immer total begeistert, weil man wirklich Künstler entdecken kann. Ich habe auch Arbeiten gekauft. Deshalb freue ich mich, dass ich dieses Jahr selbst dabei bin", sagt Eva Schlegel.

Schlegel ist natürlich auch auf der großen Messe, der Vienna Contemporary, vertreten. Und zwar im Messestand der Galerie Krinzinger. Und diese ist wiederum auch auf der "Parallel“ vertreten. Dass eine etablierte Galerie wie die Galerie Krinzinger auf einer Nebenmesse präsent ist, ist eine Wiener Spezialität. Doch das Konzept der "Parallel“ habe sie überzeugt, sagt Ursula Krinzinger. "Die 'Parallel‘ ist keine Messe. Sie ist eine Institution. Man entdeckt hier neue Galerien und neue Künstler." Bis Sonntag verwandelt die Parallel die Räumlichkeiten der ehemaligen Sigmund-Freud-Universität in einen Showroom für zeitgenössische Kunst. Eine Empfehlung für Kunstliebhaber und -liebhaberinnen, die bereit sind, ausgetretene Pfade zu verlassen.

Service

Parallel Vienna

Gestaltung