Barbara Ronchi, Nicolò Cabras

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Literaturverfilmung

"Träum was Schönes!" von Marco Bellocchio

2013 hat der italienische Journalist und Schriftsteller Massimo Gramellini einen Roman "Fai bei sogni" zu Deutsch "Hab schöne Träume" veröffentlicht. Ein Buch, in dem Gramellini seine eigene Geschichte und vor allem den Verlust seiner Mutter in seiner Kindheit aufarbeitet. Nun hat der italienische Regie-Altmeister Marco Bellocchio das Buch verfilmt.

Mittagsjournal | 20 10 2017

Arnold Schnötzinger

Träum was Schönes, haucht die Mutter jeden Abend in den Halbschlaf des neunjährigen Massimo hinein. Doch eines Nachts wird aus dem Traum ein Albtraum. Die geliebte Mutter ist weg. Ein Herzinfarkt, so die offizielle Version des Vaters, Gott habe sie zu sich gerufen, sagt der Priester, als Massimos Schutzengel quasi. Nichts davon will der Bub glauben, nie würde sich die Mutter sich aus dem Staub machen ohne sich von ihm zu verabschieden, schnauzt er den Geistlichen an.

Panikattacken

Wie ein Klotz am Bein nagt das Trauma, nagen Ungewissheit und Schmerz über den Tod der Mutter am Lebensnerv des nunmehr erwachsenen, rund 40-jährigen Massimo. Panikattacken inklusive. In Rückblenden von den späten 1960er Jahren bis zur Jahrtausendwende rollt Regisseur Marco Bellocchio dieses nicht gelebte Leben auf: "Natürlich wollte ich Massimos Gleichgültigkeit auf den Zahn fühlen, also seiner inneren Blockade, die sich aber langsam auflöst, nicht zuletzt durch eine Rebellion gegen diese Tragödie."

Valerio Mastandrea

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Wahrheit und Liebe

Dass der Mann - mittlerweile ist er ein anerkannter Journalist - dennoch zu seinen Gefühlen finden kann, dafür braucht es einen Aufstand gegen das Vertuschen. Nichts kann Massimo mehr zu sich selbst bringen, als die Wahrheit und die Liebe zu einer Frau. Bei Elisa kann sich Massimo die Flucht in die Fantasie und die selbstgewählte Opferrolle abschminken: "Sie zwingt ihn ehrlich zu sich selbst zu sein", meint Marco Bellocchio.

Trügerischer Soundtrack

Das Leben, ein Fest! Die heile Welt italienischer Schlager der 60er Jahre legt Bellocchio wie einen sarkastischen Kommentar über das Drama, ein trügerischer Soundtrack zu Einsamkeit und Trauer, Wut und Unverständnis. Aber zugleich der Vielschichtigkeit des Geschehens geschuldet. Regisseur Bellocchio will ja kein Psychologe, sondern vor allem ein Geschichtenerzähler sein.