Benjamin Britten

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Europakonzerte

Was geschah am 27. November 1967?

1967 war das Gründungsjahr der Radiosender Ö1 und Ö3, in Großbritannien gingen BBC Radio 1 und Radio 4 on air. Es war auch die BBC, die am 27. November 1967 beim Gründungskonzert der "Concert Seasons of the European Broadcasting Union" eine federführende Rolle spielte.

Vorangegangen war diesen Erneuerungen die Einführung des Fernsehens, das seit Mitte der 1950er Jahre alle in seinen Bann schlug - nicht nur in den Wohnzimmern zu Hause, sondern auch in den Rundfunkorganisationen weltweit. Engagierte Radiomacher/innen initiierten daher 1958 innerhalb der Europäischen Rundfunkunion, kurz EBU, eine Studiengruppe für den Hörfunk, um die Stärken des Radios zu demonstrieren. Musikübertragungen gehörten zweifelsohne zu diesen Stärken.

Gemeinsam Größeres bewegen

Die Produktionskosten für Musikprogramme waren damals enorm hoch. Im Bemühen um mehr Effizienz war daher die Erkenntnis entscheidend, dass die europäischen Radiostationen gemeinsam viel Größeres bewegen könnten als jeder Sender alleine. Vor allem Auftragswerke oder Uraufführungen von zeitgenössischen Kompositionen und aufwendige Orchesterprojekte mit großen Stars, die das Budget einer einzelnen Radiostation übersteigen, sollten nun jährlich gemeinsam entwickelt werden.

Britten dirigiert das Auftaktkonzert

Damit war der Grundstein gelegt, im November 1967 ging das allererste von insgesamt vier Konzerten der EBU-"Concert Seasons" in der Londoner Queen Elizabeth Hall über die Bühne. Die BBC-Übertragung mit dem Amadeus String Quartet und dem English Chamber Orchestra unter der Leitung von Benjamin Britten wurde in 13 Ländern live ausgestrahlt - u. a. auch in Ö1.

Das heutige Renommee dieser internationalen Konzertreihe war damals nicht absehbar, insbesondere, als die Premierensaison von schwerwiegenden technischen Leitungsproblemen begleitet war, wodurch einige Länder die attraktivsten Programme nicht empfangen konnten, und kurzfristige Absagen von berühmten Künstlerinnen und Künstlern für Enttäuschung sorgten. Die Pioniere im EBU Radio- und Musikgremium konnten die Mitglieder trotzdem vom Erfolgspotential dieses Konzepts überzeugen und für eine weitere Teilnahme gewinnen.

3.000 Musikangebote im Jahr

Zu Recht, denn die holprig angelaufene erste Saison 1967/68 hat sich als Erfolgsgeschichte der europäischen Radios entpuppt. Mittlerweile werden pro Jahr im internationalen Musikaustausch der EBU circa 3.000 Musikaufnahmen angeboten und von den EBU-Stationen 24.500 Mal abgerufen.

Diesen "größten Konzertsaal der Welt", der seit Jahrzehnten eine beachtenswerte internationale Programmvielfalt im Radio schafft, gilt es zu feiern. Das Festkonzert - wie vor 50 Jahren eine BBC-Liveübertragung - mit dem BBC Concert Orchestra unter der Leitung von Johannes Wildner wird am 27. November live aus London in Ö1 gesendet.

Text: Margit Desch, International Relations und Programme Service - Radio

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