Black Jack

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Quants: Die Nerds der Wallstreet?

Die Finanzmathematik ist ein fixer Bestandteil der Finanzwelt und mit ihr auch die Quants - quantitative Analysten, die mit Hilfe der Mathematik und Statistik den Finanzmarkt analysieren und die Preise für Finanzprodukte berechnen.

Den US-Amerikaner Edward O. Thorp könnte man als ersten Quant bezeichnen. Der Mathematiker und Physiker versuchte mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitstheorie Casino-Spiele zu knacken. Um seine theoretischen Modelle und Annahmen zu überprüfen, hat er Anfang der 1960er Jahre gemeinsam mit Claude Elwood Shannon, dem Begründer der Informationstheorie, einen tragbaren Computer entwickelt. Diesen nahm er mit ins Casino.

"Was damals nicht verboten war", erzählt der Finanzmarkttheoretiker Gerald Nestler. "Denn zu dieser Zeit kam niemand auf die Idee, dass ein Computer plötzlich so klein wird, dass er mitgenommen werden kann."

Vom Wissenschaftler zum Hedgefonds-Manager

Edward O. Thorp entwickelte ein mathematisches Modell, das dem Spieler einen Vorteil gegenüber dem Casino brachte. Wie man Black Jack knacken kann, beschreibt er in seinem Buch "Beat the dealer". Das 1962 veröffentlichte Buch wurde zum Bestseller. Anfangs publizierte der Mathematiker seine Ergebnisse noch in wissenschaftlichen Journals. Später kehrte er der Wissenschaft den Rücken, wurde 1974 Hedgefonds-Manager und verdiente mit seinen quantitativen Methoden ein Vermögen.

"Er behauptet, dass er die Formel, die später als Black-Scholes-Formel bekannt werden sollte, schon Jahre zuvor entwickelt und angewendet hat", berichtet Gerald Nester. Die 1973 veröffentlichte Formel dient heute als Basis für viele finanzmathematischen Berechnungen und wurde nach den beiden Entwicklern Fischer Black und Myron Samuel Scholes benannt. Da Thorp seine Entwicklungen nicht mehr publizierte, sondern seinen Investoren vorbehielt, erhielten Black und Scholes die offizielle Anerkennung in Form des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften.

Die Wissenschaft hält am Finanzmarkt Einzug

Finanzprodukte bepreist. Das heißt: Auf Basis bekannter Werte, wie etwa Aktien, werden die Preise von Finanzprodukten bestimmt, die man so nicht beobachten kann. Ebenso wird untersucht, wie diese Preise beeinflusst werden, wenn sich Aktienmärkte bewegen.

Durch die Finanzmathematik entstanden auch neue Finanzinstrumente. Dazu zählen auch die sogenannten CDOs, Collateralized Debt Obligations. Gebündelte Wertpapiere, die sich später als toxisch entpuppen sollten und maßgeblich zur Verschärfung der Finanzkrise 2008 beigetragen haben. "Man sollte sicherlich nicht die Finanzmathematik dafür verantwortlich machen, aber einen verantwortungslosen Umgang mit finanzmathematischen Modellen.", sagt Nikolaus Hautsch, Professor für Finanzwirtschaft und Mathematik an der Universität Wien. Denn man habe die Instrumente der Mathematik zweckentfremdet und für Dinge verwendet, für die sie eigentlich nicht gedacht waren.

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