Fragment eines Medaillons mit Medusa

BUNDESDENKMALAMT

Medusa am Limes

KHM zeigt Römische Fresken aus Enns

Das "Haus der Medusa" stand im römischen Lauriacum, heute Enns-Lorch. Bei einem Parkplatzbau wurden im Jahr 2000 Fragmente von Wandbildern entdeckt. Im Kunsthistorischen Museum wird die spannende Geschichte dieses Fundes in einer Ausstellung erzählt.

Mittagsjournal | 20 11 2017

Dorothee Frank

Notgrabung nach Freskenteilen: 5 Blöcke, 60 Bananenkisten

Im Jahr 2000 wurde im Welser Ortsteil Lorch schlicht und einfach ein Parkplatz gebaut. Da im Untergrund von Lorch die bedeutende römische Legionsstadt Lauriacum lag, ist dort bei Bauvorhaben routinemäßig ein Archäologe zugegen. Man wurde fündig, und wie. In einer Notgrabung wurden über 2.000 Fragmente und ein paar zusammenhängende Teile von Wandmalereien aus zwei Räumen eines römischen Hauses geborgen. Es dürfte einem Offizier gehört haben.

Das Bundesdenkmalamt (BDA) übernahm den Fund, erzählt Markus Santner vom BDA: "Ich muss ehrlich sagen, wir wussten nicht, was uns da erwartet. Es waren fünf große Blöcke, beziehungsweise ca. 60 Kartons oder Bananenschachteln voll mit Fragmenten." Nur durch eine Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum war die enorme Arbeit des Restaurierens und minutiösen Puzzle-Zusammensetzens überhaupt möglich.

Zustandsaufnahme während der Bergung der Fragmente aus den Blöcken

Zustandsaufnahme während der Bergung der Fragmente aus den Blöcken.

BUNDESDENKMALAMT

Medusenhäupter sollten Unglück abwenden

Das Haus heißt "Haus der Medusa", weil unter den Sujets drei Medusenhäupter mit Schlangenhaaren und Flügeln am Kopf gefunden wurden. Das Haupt des schrecklichen Ungeheuers sollte Unheil abwehren. Das spannende war, dass man vier Schichten von Wandmalereien identifizieren konnte. Durch Wechsel der Besitzer oder auch der Moden wurde im Abstand von ein paar Jahrzehnten immer wieder neuer Putz mit neuer Malerei aufgetragen.

In römischen Patrizierhäusern waren alle Räume bis hin zur Abstellkammer bemalt, erklärt Georg Plattner, Archäologe am Kunsthistorischen Museum. "Wo Architekturen an die Wand gemalt sind, also Säulen, Giebel, Gebälke, mit Durchblicken in scheinbar vorhandene, gemalte Gärten und Außenlandschaften: Dann bedeutet das, dass die Wandmalerei in der Antike noch einmal mehr Teil der Architektur ist als wahrscheinlich in jeder anderen Epoche der Kunstgeschichte."

Der Limes: Durchlässig fast wie eine Schengen-Grenze

In unmittelbarer Nähe des "Hauses der Medusa" war eine Legion stationiert, rund 6.000 Mann, die unter anderem die Grenze des Römischen Reiches, den Limes, zu sichern hatte. Wobei man sich unter dem Limes zwischen dem Römischen Reich und dem "Barbaricum" (den von "Barbaren" bewohnten Teilen Europas) keine dichte Grenzsperre wie zwischen den USA und Mexiko oder zwischen Ungarn und Serbien vorstellen sollte. Eher eine Grenze à la Schengen.

"Die Befestigungsanlage sind keine geschlossene Wand, keine Mauer, die den benachbarten Ausländer gewissermaßen draußen halten möchte. Es ist eine ganz durchlässige, eine offene Grenze, mit Kontrollstationen in gewissen Abständen. Nur in wirklichen Krisensituationen, wenn es Kriege gab, wurde sie zu einer massiven militärischen Grenze."

Für den Limes wird derzeit der Weltkulturerbestatus beantragt. In der Schau "Das Haus der Medusa" werden Schüler der Fachhochschule Hagenberg/OÖ quasi als Gaststars auftreten.

FH Hagenberg hat 3D-Modell des Hauses erstellt

"Die haben ein virtuelles 3D-Modell des Hauses der Medusa gebaut, und werden zweimal zwei Tage bei uns zu Gast sein. Am 18. und 19. Jänner und am 22. und 23. März werden sie hier ein virtuelles 3D-Studio aufbauen, wo man mit 3D-Brille durch das Haus gehen kann, wo man selbst einmal puzzeln kann aus den Stücken der Malerei und selbst versuchen kann, einen Teil zusammenzusetzen, und dieses Haus noch einmal virtuell und ganz intensiv erleben kann."

Service

KHM – Das Haus der Medusa. 21. November 2017 bis bis 8. April 2018