Bundesländertage im "Pasticcio"

Adventgrüße aus Österreich

Advent in Österreich - das ist in der Tat neunmal mehr als ein allgemeiner, sehr schwierig zu bestimmender Begriff. Und so wird jedes Bundesland diese besonderen Tage im "Pasticcio" vor dem jeweils unverwechselbaren eigenen Hintergrund musikalisch zelebrieren - ja, dieses Wort möge durchaus als angebracht verstanden werden.

Dieser Hintergrund ist die jeweilige Landschaft, die Tradition, die gelebte kulturelle Gegenwart. Was ist denn da zu hören auf der "West-Ost-Achse" zwischen Bodensee und den Gestaden, zwischen Rust und Neusiedl, respektive im "Nord-Ost Gefälle" vom Mühlviertel hinunter - oder eher doch hinauf (?!) - bis zu den Felsenspitzen der Karawanken? Vielleicht doch manches, was so ad hoc gar nicht so sehr mit dem jeweiligen Landesteil assoziiert wird.

Häuslichkeit für große Musik

Unsere neun Geschwister haben Anziehungskraft genug, um großer Musik die nötige Häuslichkeit zu gewährleisten. Brahms gehört demnach eben durchaus nach Kärnten, und Hugo Wolf nach Niederösterreich. Und ein bisschen muss selbstredend der Schatz der jeweiligen unverkennbar eigenen Volksmusik gehoben werden. Wie weit dieser Begriff dabei zu fassen ist, das wird sich hören lassen. Wiener Schmäh ist da nämlich ebenso zu berücksichtigen wie zu Herzen und Gemüt gehende Kärntner Weisen.

Fragt sich dann nur, wohin das "Volksmusikinstrument" Maultrommel gehört, wenn es nach Noten aus dem Archiv des Benediktinerstiftes Melk an der Donau, dem altehrwürdigen Hort von Kultur und Wissenschaft, gehandhabt wird. Und wo soll ein ganz allerliebstes Kinderlied eines Volksschullehrers aus St. Florian verortet werden, wenn dessen Name Anton Bruckner ist - und ja, es sich bei diesem tatsächlich schon um den nachmals berühmten Komponisten von monumentalen Symphonien handelt?!

Klang und Melodie verweisen auf das "Einfache"

Kindlich-herzliches dieser Art korrespondiert unter dem gemeinsamen bunten Mantel österreichischer musikalischer Phantasie mit Prächtig-repräsentativem aus den ebenso repräsentativen Sitzen der einstmals Mächtigen. Dass von den dortigen Hofkapellmeistern - wie etwa den bei Esterhazy in Eisenstadt tätigen Gregorius Joseph Werner und Joseph Haydn - heute weitaus mehr und weitaus lebendigerer Glanz ausgeht, darf durchaus als adventlicher Tröstung angesehen werden.

Und dass die Komponisten an diesen Höfen in diesen heiligen Tagen ihre Musik in jeder Hinsicht zurücknahmen und in Klang und Melodie bis heute auf das "Einfache" verweisen, das sollte uns Heutige aber ebenso zu denken geben: Volksmusikalisches Vokabular gehört dem einfachen Hirtenvolk als erstem Empfänger der weihnachtlichen Botschaft. Deren Lieder werden demnach dieser Botschaft Klang geben. Der wird sicherheitshalber mit einer gesunden Portion Schelmerei angereichert sein.

Bundesländertage im "Pasticcio": Das sind neun Blicke auf einen Mittelpunkt, der durch diesen jeweiligen Blick erst seine aktuelle Definition erhält und zu entfalten vermag.