Eva Blimlinger

APA/ROBERT JAEGER

Interview

Blimlinger über das türkis-blaue Wissenschafts- und Kulturprogramm

Vorige Woche ist Eva Blimlinger zur Präsidentin der Universitätenkonferenz gewählt worden. Das türkis-blaue Regierungsprogramm zum Thema Wissenschaft betrifft sie genauso wie - als Rektorin der Akademie der bildenden Künste - das Kapitel zu Kunst und Kultur.

Morgenjournal | 22 12 2017

Dorothee Frank

Kulturjournal | 22 12

Eva Blimlinger im Gespräch

Studiengebühren: Nur mit besserem Stipendienwesen

Erhaltung und Ausbau der Autonomie der Universitäten: Dieses gemeinsame Ziel wird Eva Blimlinger als Präsidentin der Universitätenkonferenz gewohnt energisch vertreten. Sonst aber gibt es unter den 21 staatlichen Unis, von der Musikuni Wien bis zur Montanuni Leoben, manchmal auch widerstreitende Interessen. Beim Thema Studiengebühren - die das Regierungsprogramm ja vorsieht - werde man nie einer Meinung sein können. Sie selbst war immer gegen Studiengebühren.

"Das ist ja einfach ein ideologisches Kampfthema. Und es wird nie in einem Gesamtkontext gesehen. Wenn man Studiengebühren einführen will, muss man das gesamte Stipendienwesen ändern, man muss klarstellen, dass mit Studiengebühren auf keinen Fall Menschen aufgrund ihrer sozialen Lage nicht studieren können."

Bessere Betreuung der Studierenden ist teuer

Das Regierungsprogramm sieht unter anderem Anreize für ein zügigeres Studieren vor, und "eine Steigerung der Ernsthaftigkeit und Verbindlichkeit". Alles in Blimlingers Sinn. Nur müsste dann auch - wie ebenfalls vorgesehen - tatsächlich die Betreuung der Studierenden insgesamt verbessert werden. Dazu müsse man viel Geld in die Hand nehmen.

"Ich hoffe, dass die Regierung das macht. Sonst kann sie das, was sie hier verspricht, nicht einlösen."

Ihre Gesprächsbasis gegenüber dem neuen Bildungs- und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann bezeichnet Eva Blimlinger als gut.

ÖH an die Kandare nehmen?

Bei Teilen der Österreichischen Hochschülerschaft sorgt für heftige Kritik, dass die ÖH sich künftig ausschließlich um Beratung und Interessenvertretung der Studierenden kümmern soll.

"Das ist das klare Vorhaben, der ÖH das politische Mandat zu entziehen, und sie zu einer Serviceeinrichtung wegzuschrumpfen oder zu entpolitisieren. Aber angesprochen auf Hörsaalbesetzungen oder andere Aktionen sind Protestmaßnahmen immer im Interesse der Studierenden und in dem Sin auch ein Service für Studierende, und ich würde dann der ÖH raten, das genau so zu interpretieren."

Auch im türkis-blauen Kulturprogramm findet Blimlinger manche Punkte problematisch. Etwa den Satz, Förderungen von Kunstschaffenden müssten auch als Sprungbrett in die wirtschaftliche Unabhängigkeit gesehen werden.

Benchmarking für Künstler: "Abseits jeder Realität"

"Diese Vorstellung, der Künstler oder die Künstlerin wird ein paar Jahre gefördert, und dann ist sie super am Kunstmarkt, ist natürlich abseits jeder Realität. Wer sich da ein bisschen auskennt, weiß, dass das Unsinn ist."

Und sie zitiert Martin Engelberg, einen der Verhandler des Kulturprogramms: "Engelberg hat dann immer von Benchmarking gesprochen bei der Kunst, und ich habe mich dann gefragt, was das eigentlich sei soll. Aber ich glaube, da müssen die Kolleginnen und Kollegen der Regierungsparteien sich mit den Institutionen einmal zusammensetzen, und vor allem mit Künstlerinnen und Künstlern, die ihnen dann erklären, wie dieser Bereich überhaupt funktioniert."

Gerade die Kunstuniversitäten haben viele Studierende aus Drittstaaten. Schon jetzt kommt es immer wieder zu Problemen bei Aufenthaltsbewilligungen für sie. Durch geplante weitere Restriktionen im Fremdenrecht könnte es für Drittstaatsangehörige noch schwieriger werden, in Österreich zu studieren.

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