Kunstwerk von Linde Waber

LINDE WABER

menschenbilder

Schönheit mitnehmen

Holzschnitte, Radierungen, Arbeiten auf Papier, Ölmalerei, Glasfenster, Bühnenbilder – Linde Wabers künstlerischen Arbeitsbereiche sind vielfältig. Auch das Medium Buch hat sie immer besonders fasziniert. Wichtiger Bestandteil ihres Schaffens sind auch die "Atelierzeichnungen". Viele Stunden ist Linde Waber in den Ateliers und Arbeitszimmern von Künstlerinnen und Künstlern gesessen, um sich der Atmosphäre dieser besonderen Räume zeichnerisch anzunähern.

Ein Hausbesuch bei Linde Waber in ihrem Atelier in Wien lässt den Gast eintauchen in einen Kosmos von Figuren, Linien und Farben. Bilder und Plakate finden sich an allen Wänden, auch an der Decke, da ist kein Platz mehr frei. Mit dem Betreten des Ateliers beginnt das Schauen

Zu Besuch bei Linde Waber

Im März 2010 widmete das Leopold Museum Linde Waber eine ausführliche Restropektive. Wien heute hat über die Ausstellung berichtet.


Am 24. Mai 1940 wurde Linde Waber in Zwettl in Niederösterreich geboren, in Zwettl hat sie bis heute auch ein Haus mit einem Garten. Die Natur war und ist ihr wichtig, sie bleibt ein zentrales Thema auch in ihrer Kunst. "Waber vegetativ" hieß denn auch eine Ausstellung in der Österreichischen Galerie Belvedere mit Arbeiten aus den Jahren 1987 bis 1997.

Kunst habe ich genug, Zeit habe ich keine

Linde Waber erinnert sich gern an die frühe Lust am Zeichnen. Blumen und Motive aus Märchenbüchern werden abgezeichnet, auch geliebte Filmschauspieler. Auf Wunsch der Eltern geht sie an die Akademie, wo sie vor allem, wie sie erzählt, Krawatten für ihre Verehrer strickt und das freie Leben in der Stadt genießt. Gezeichnet wird wenig. Das beginnt erst nach dem Diplom, da möchte sie – mit dem Zeichenstift und dem Zeichenblatt, mit Farbe und Pinsel – "Schönheit mitnehmen", wo immer sie ihr begegnet. Arbeitsreiche, intensive Jahre beginnen. 1970 erhält sie ein Stipendium für Japan, wo sie sich intensiv der Kunst des Farbholzschnitts widmet.

Reiselust, Neugierde und Disziplin

Inzwischen war Linde Waber in vielen Teilen der Welt unterwegs, sie ist eine Reisende, stets arbeitend, schauend, aufnehmend, immer in Kontakt mit vielen Künstlerinnen und Künstlern. Mit bemerkenswerter Disziplin arbeitet Waber seit Jahren an zwei Reihen, die ihre Kunst und ihr Leben stimmig verbinden. Sie malt in Ateliers von anderen Künstlerinnen und Künstlern – und sie fertigt jeden Tag eine "Tageszeichnung" an: Circa 260 "Hausbesuche" hat Linde Waber bisher gemacht, in Arbeitsräumen von Künstlerinnen und Künstlern in aller Welt. Der künstlerische Dialog hat sie schon immer interessiert.

H. C. Artmann, Ernst Jandl, Bodo Hell, Friederike Mayröcker, Marie-Thérèse Kerschbaumer, Lotte Ingrisch, Elfriede Gerstl – Linde Waber hat oft die Zusammenarbeit mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern gesucht. "Bei allem Überbordenden und Gestischen in Linde Wabers Darstellungsweise behalten aber die Blätter und Bilder etwas Verborgenes, Diskretes, Geheimnisvolles ...", schreibt Bodo Hell in einem Text zu den Arbeiten von Linde Waber.

"Linde tröstet Schubert" – unter diesem Motto widmete das Leopold Museum in Wien der Künstlerin Linde Waber vor Jahren die bislang umfangreichste Retrospektive ihrer Arbeiten. Der Trost, den Linde Waber mit ihrer Kunst zu geben weiß, er tut vielen gut. Übrigens: Die Ausstellung "Linde Waber und Weggefährten" ist noch bis zum 4. Februar 2018 in der Artothek Niederösterreich in der Steiner Landstraße 3 in Krems an der Donau zu sehen.

Text: Heinz Janisch

Gestaltung

  • Heinz Janisch