Ezra Furman

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Musik

"Transangelic Exodus" von Ezra Furman

Der amerikanische Sänger Ezra Furman ist kein Neuling mehr - der 31-Jährige hat in unterschiedlichen Formationen bereits sechs Alben veröffentlicht. Heute erscheint sein neues Werk "Transangelic Exodus" - das Kritiker als möglichen großen Durchbruch des Sänger aus Chicago handeln.

Die Hallen werden größer und wo früher nur Blogs anfragten, klopft heute die "Financial Times" an. Ezra Furman scheint auf dem Sprung zum Star zu sein. Dabei ist das neue Album keinesfalls Mainstream-Kost, sondern ein sehr bunter Roadtrip durch allerlei sexuelle, seelische und politische Turbulenzen.

Morgenjournal | 09 02 2018

David Baldinger

Lippenstift auf dem Mund, Mascara und Kajal sind aufgetragen, das rote Kleid betont die hagere Figur - Ezra Furman hat seine Rolle gefunden. Nach der des aufgeweckten Rock and Rollers nun also die Inszenierung irgendwo zwischen laszivem Bowie und subversivem Lou Reed. Und dieser Lou Reed ist tatsächlich Role-Model, ebenfalls sexuell elastisches jüdisches Vorstadtkind und extravaganter Einzelgänger - ganz so wie Ezra Furman.

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Jukebox war gestern - heute trägt auch die Musik Make-Up

Make-Up trägt Furman aber nicht nur im Gesicht auf - auch die Musik hat sich verändert. Die kristallklaren Jukebox-Klänge von früher sind Geschichte. Überall knistert und raschelt, rauscht und rumort, zirpt und zwitschert es. Liebevolle Ornamente sind das, die Furmans Texte noch intensivieren. Die sind ohnehin längst in einer eigenen Liga. Nicht viele haben die Gabe mit knappen Worten so viel emotionales Terrain abzudecken.

Diesmal umarmt Furman die moderne Technologie, anstatt krampfhaft zu versuchen, nach Sixties oder Punkband zu klingen. "Wir haben doch die gleiche Technologie, da fühlte es sich einfach dumm an, wie eine Sxities-Band klingen zu wollen oder gar wie eine Punk-Kombo, die live und mit nur vier Spuren aufnimmt", meint Furman am Telefon.


Engelhaft reine Transwesen

Stattdessen ein Sound zwischen Glam und Rockabilly, Doo-Wop und Kanye West. Erzählt mit einer Stimme, die vom rebellischen Querulanten über den schmachtenden Liebhaber bis zum Beichtstuhlgeflüster alles abdeckt. Dazu clevere Texte und ein Held, der seine Stärken hinausposaunt, seine Schwächen aber ebenso unverblümt mitteilt.

Die Geschichten von "Transangelic Exodus" drehen sich um Engeln, die von der Regierung wegen ihrer Andersartigkeit gnadenlos verfolgt werden. Engelhaft reine Transwesen also - doch Furman überspannt den Metapherbogen nicht. "Ich habe die Songs sehr sorgfältig strukturiert", erklärt Furman. "Nicht wie eine Sammlung von Liedern, sondern eher wie einen Roman."

"Scheiß auf deine Gefühle"

Furmans künstlerische und sexuelle Selbsterweckung ging Hand in Hand mit dem konservativen Erwachen Amerikas. Dass diese beiden Pole Reibung erzeugen, liegt auf der Hand. Hier der sensible Außenseiter und gläubige Jude mit Hang zur extravaganten Pose, dort ein aus seiner Sicht zunehmend intolerantes Amerika.

"Transangelic Exodus" ist die Chronik dieser komplizierten Selbstfindung - aufgeführt vor einem Amerika, das für Furman seit Trump roher geworden ist. Der Sänger erzählt von einem T-Shirt, das er bei Trump-Anhängern sah. "Da stand drauf 'Scheiß auf deine Gefühle' - keine Ahnung, aber es ist doch seltsam, Leute zu sehen, die noch stolz darauf sind, das Leid anderer regungslos abzuschmettern."

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Frisch gepresst

Es ist ein comichafter Trip in grellen Farben, den Furman hier als Roadmovie in 13 Etappen hinlegt. Mit jeder Menge Fahrtwind und stets auf der Suche nach einem Amerika, das für außergewöhnliche Figuren wie Ezra Furman Platz hat.

Dieser Rock and Roll ist frisch gepresst und kein verdünnter Sirup wie er heute sonst gern im Angebot ist. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Übereinkünfte ebenso neu verhandelt werden, wie bisher etablierte sexuelle Normen kommt einer wie Ezra Furman gerade richtig.

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