Tomas Zierhofer-Kin

APA/ROLAND SCHLAGER

11. Mai bis 17. Juni 2018

Vorschau auf die Wiener Festwochen

Vom 11. Mai bis 17. Juni 2018 zeigen die Wiener Festwochen 30 Produktionen, darunter vier Uraufführungen und zwei für Wien adaptierte Neuversionen. Intendant Tomas Zierhofer-Kin leitet das Festival zum zweiten Mal. Sein Einstand im vorigen Jahr wurde sehr kritisch beurteilt - als zu abgehoben, zu performativ und zu wenig zugänglich erschien das Festival vielen. Welche Konsequenzen hat er für das heurige Programm gezogen?

Mittagsjournal | 15 02 2018

Katharina Menhofer

Kulturjournal | 15 02 | Interview

Tomas Zierhofer-Kin im Gespräch über die Idee des Festes, die Entstehung des Programms und über Kritik.

Gernot Zimmermann

Lernfähig und selbstkritisch

Tomas Zierhofer-Kin zeigte sich bei der heutigen Pressekonferenz, die er ohne den erkrankten Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny abhalten musste, lernfähig und durchaus selbstkritisch. Ganz abgeprallt ist die Kritik des Vorjahres nicht an ihm.

"Passiert ist meiner Meinung nach ein kommunikativer Fehler - viele haben sich nicht mehr wiedergefunden im Festwochen-Programm", so der Intendant. "Was mir heuer wichtig war und daraus habe ich gelernt, ich wollte ein Programm machen, das nichts sektiererisches hat, ich wollte den Kurs schon weitergehen, aber ihn schärfen und auf den Punkt bringen."

Christoph Marthaler, Paul McCarthy, Gisele Vienne

So sind die Texte des Programmheftes sind einladender, die einzelnen Produktionen wieder mit Genrebezeichnungen (Theater, Performance, Tanz, Film) gekennzeichnet - und die vielen queeren und diskursiven Formate ein wenig in den Hintergrund gerückt. Vermehrt finden sich klassische Theater und Musiktheaterproduktionen und auch der eine oder andere bekannte Name: Christoph Marthaler, Paul McCarthy oder Gisele Vienne.

Mechanismen des Angstmachens

Inhaltlich bleibt es politisch, man widmet sich den zunehmenden Ängsten unserer Gesellschaft und beginnt mit einer niederschwelligen Geisterbahnfahrt von Dries Verhoeven. "Ein Projekt, das ich spannend finde, wo man mit kleinen Wägelchen durch eine Geisterbahn fährt. Wobei uns jene Mechanismen gezeigt werden, die uns tagtäglich umgeben: Mechanismen des Angstmachens, des Außer-balance-Bringens - was ist wahr, was ist falsch?"

Griechische Tragödie & Gedenkjahr

Einen Schwerpunkt gibt es zur griechischen Tragödie. So wird der junge deutsche Ersan Mondtag Aischylos "Orestie" bearbeiten, und der Koreaner Ong Keng Sen ein musiktheatrales Werk zum trojanischen Krieg beisteuern.

Das mittelalterliche europäische "Rolandslied" wird in einer arabischen Version gezeigt, und das KZ Ausschwitz wird auf der Bühne der Halle E als Miniaturmodell nachgestellt. Ein Beitrag zum Gedenkjahr an den "Anschluss" 1938: "Drei Erwachsene werden wie Kriegsberichterstatter, die mit Puppen spielen, etwas Unmögliches wagen, nämlich mit Puppen spielen, Filmen und mit Livemusik uns den Lageralltag von Ausschwitz zeigen", so Tomas Zierhofer-Kin.

Handreichung für ein verloren Publikum

Ein Kapitalismus-kritisches Anarcho-Puppen-Musical findet sich ebenso im Programm wie Kornel Mundruczos Flüchtlingsstück zu Schuberts "Winterreise", oder zwei Tanzproduktionen von Boris Charmatz. Insgesamt eine Handreichung für ein verloren gegangenes Festwochen-Publikum, das auch noch Platz lässt für jene Diskursformate, Performances und das im Vorjahr erfolgreiche Club-Festival Hyperreality, die Zierhofer-Kins ureigenste Anliegen sind.

Das Festivalzentrum "Performeum" wurde in Gösserhallen umbenannt und bleibt als Spielort erhalten. Eröffnet werden Wiener Festwochen am 11. Mai am Wiener Rathausplatz. Der Online-Kartenverkauf beginnt heute.

Übersicht