Lindwurm

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Journal Panorama

Roter Kaiser und blaues Comeback?

Am 4. März wählt Kärnten einen neuen Landtag. Nach Hypo-Kollaps und Fast-Pleite erholt sich Kärnten nur langsam, die Pro-Kopf-Verschuldung ist so hoch wie sonst nirgendwo. Und es gibt noch andere Altlasten, die aufs Kärntner Gemüt drücken, wie den HCB-Skandal im Görtschitztal.

Milchplakat

APA/GERT EGGENBERGER

Ende November 2014 war bekannt geworden, dass das Wietersdorfer Zementwerk über zwei Jahre lang mit HCB belasteten Blaukalk verwertet hatte. Die Folgen: Bis zu 10.000 Liter Milch täglich wurden vernichtet, zahlreiche Milch- und Fleischbauern durften ihre Produkte vorerst nicht verkaufen, das Futter für das Vieh wurde in großem Stil ausgetauscht. Und auch Blutproben mancher Görtschitztaler wiesen erhöhte HCB-Werte auf. Zwar wurde in der Zwischenzeit viel Geld in Sanierung, Abtransport von kontaminiertem Heu und Wiederaufbau der Wirtschaft gesteckt, aber viele Menschen im Tal haben genug von der Politik. Wie sie am Sonntag wählen werden, bleibt abzuwarten.

Christian Sereinig, Gastwirt aus dem Görschitztal.

SPÖ will Platz Eins

Die Koalition aus SPÖ, ÖVP und Grünen fährt einen Sanierungskurs. Ob sie sich in der vergangenen Periode bewährt hat, darüber gehen die Meinungen naturgemäß auseinander. Bei der Landtagswahl am kommenden Sonntag will die SPÖ Platz eins ausbauen und weiter den Landeshauptmann stellen. Doch auch wenn theoretisch die absolute Mehrheit möglich ist, wird Peter Kaiser aller Voraussicht nach Partner brauchen. Wer das sein wird, hält er sich offen.

Peter Kaiser (SPÖ) will bei Koalitionsverhandlungen nach seinem eigenen Wertekatalog vorgehen.

Amtlicher Stimmzettel

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Will der Zweite mit dem Dritten?

Die FPÖ dürfe nach dem Totalabsturz 2013 deutlich zulegen. Gernot Darmann, 42 Jahre alter Jurist aus dem Lavanttal, wurde einst von Jörg Haider in die Politik geholt. Nach mehreren Wechseln zwischen Bundes- und Landespolitik ist er seit knapp zwei Jahren Chef der Kärntner FPÖ und dank Proporz auch Landesrat. Zwar zweifelt auch er nicht wirklich daran, dass die SPÖ stärkste Partei wird. Eine Regierung mit Peter Kaiser als Landeshauptmann sieht er aber nicht als zwingend, auch andere Koalitionen hält er für möglich.

Auch der Zweite könnte mit dem Dritten, wenn der Erste scheitert, meint Gernot Darmann (FPÖ).

Für die ÖVP ist Kärnten traditionell ein schwieriges Terrain. Spitzenkandidat ist Wirtschaftslandesrat Christian Benger, gebürtiger Vorarlberger, Forstwirt, Unternehmer und seit vier Jahren Obmann der Kärntner Volkspartei. Unterstützung im Wahlkampf kommt aus Wien, beinahe täglich ist ein Minister zu Gast, auch der Bundeskanzler.

Dass Blau-Schwarz bereits paktiert sei, bezeichnet Christian Benger (ÖVP) als "Gerücht".

Gerhard Köfer (Team Kärnten), LH Peter Kaiser (SPÖ), Rolf Holub (Grüne), Christian Benger (ÖVP), Gernot Darmann (FPÖ) und Markus Unterdorfer-Morgenstern (NEOS).

Gerhard Köfer (Team Kärnten), LH Peter Kaiser (SPÖ), Rolf Holub (Grüne), Christian Benger (ÖVP), Gernot Darmann (FPÖ) und Markus Unterdorfer-Morgenstern (NEOS).

APA/GERT EGGENBERGER

Wer schafft es in den Landtag?

Die Grünen müssen in Kärnten - wieder einmal - um den Einzug in den Landtag zittern. Spitzenkandidat Rolf Holub kennt das zwar von früheren Wahlen, die vergangenen fünf Jahre standen jedoch im Zeichen der Regierungsbeteiligung. Knapp 12 Prozent erreichten die Grünen bei der Landtagswahl 2013 – ein Wert, von dem sie mittlerweile meilenweit entfernt sind. Die Grünen haben sich auch in Kärnten gespalten: Die ehemalige Landessprecherin Marion Mitsche trat im vergangenem Sommer im Streit zurück und tritt nun mit ihrer eigenen Liste F.A.I.R. an.

Doch Rolf Holub, Landesrat, Kabarettist und grünes Urgestein, nimmts möglichst gelassen und bemüht sich im Straßenwahlkampf um die Stimmen der Kärnterinnen und Kärntner.

Würden alle Grün wählen, die das auf der Straße ankündigen, hätten die Grünen 115 Prozent, meint Rolf Holub (Grüne).

Zahlreiche andere Listen wie die Liste Köfer, die NEOS und F.A.I.R. wollen in den Landtag einziehen. Je nachdem, wie gut sie bei der Kärntner Bevölkerung ankommen und sich das im entsprechenden Wahlverhalten niederschlägt, könnte sich auch das politische Kräfteverhältnis ändern.

"Unsere Irmgard Griss ist 'Mein Südkärnten'". Markus Unterdorfer-Morgenstern (NEOS) setzt auf strategische Wahlbündnisse.

Gerhard Köfer (Liste Köfer) vermutet, dass bereits eine Rot-Schwarze Koalition geplant ist.

Spannend wird auf jeden Fall die Zeit nach der Wahl, denn erstmals wird die Landesregierung nicht nach den Regeln des Proporzes gebildet.

(Gestaltung: Cornelia Krebs, Monika Feldner-Zimmermann)