Rote Lichtstreifen im Dunkeln

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Zeit-Ton

In memoriam Thomas Pernes

Der österreichische Komponist Thomas Pernes ist am 26. Februar, einen Tag nach seinem 62. Geburtstag, in seiner Wohnung in Wien nach langer schwerer Krankheit gestorben. Der Schüler von Roman Haubenstock-Ramati arbeitete lebenslang an seiner Vision eines "Klangtheaters".

Pernes wurde am 25. Februar 1956 in Wien geboren. Er studierte Klavier bei Bruno Seidlhofer und Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati. Mit der Uraufführung seines 1. Streichquartetts 1976 im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses begann eine Komponistenkarriere, die Pernes mit der Musik zu Bernd Roger Bienerts Ballett "Alpenglühn" bis an die Wiener Staatsoper führte.

Vision "Klangtheater"

Er integrierte Elemente der Volksmusik und des Jazz in sein Werk und setzte Elektronik zur Erweiterung der kompositorischen Möglichkeiten ein. Mit seinem "Klangtheater" versuchte er eine Musiktheaterform zu verwirklichen, bei der die Dramaturgie ganz aus der Musik kommt.

1980 wurde sein "Concerto" beim Weltmusikfest der IGNM in Jerusalem uraufgeführt. Aufführungen bei den Donaueschinger Musiktagen, dem Musikprotokoll des steirischen herbstes oder beim Brucknerfest in Linz festigten seinen Ruf in der Szene der Neuen Musik. 1986 wurde ein Stück von Pernes anlässlich der Wiedereröffnung der Wiener Secession uraufgeführt, 1987 gab es die Uraufführung der "Neuen Gesänge aus Klangtheater" zur Eröffnung der Wiener Festwochen. Immer wieder inspirierten ihn Theater oder Bildende Kunst zu neuen Arbeiten.

"Knallhart und fragil bis zur Entmaterialisierung"

1991 waren ihm Personalen im Musikverein und im Wiener Konzerthaus gewidmet. 2008 machte er aus Ernst Jandls Sprechoper "Aus der Fremde" ein Musiktheater, das seine konzertante Uraufführung im Brahms-Saal des Musikvereins durch das Ensemble Kontrapunkte und Dirigent Peter Keuschnig erfuhr, die sich um Pernes Werk sehr verdient gemacht haben.

"Seine Musik konnte knallhart und fragil bis zur Entmaterialisierung sein", hieß es in einem Nachruf der Tageszeitung "Die Presse". "Einem stilistischen Kontext waren seine Experimente nie zuzuweisen, sie entzogen sich dank eines immanenten Freiheitsstrebens jeglichen allseits akzeptierten Ordnungsprinzipien. (...) War ein neuer Weg erschlossen, fanden sich stets Musikerkollegen, die neugierig einstudierten und aufführten, was aus der Werkstatt des introvertierten Grüblers und Konstrukteurs ans Licht gekommen war. Und immer wieder staunten Spieler wie Publikum."

Text: APA/Red.