Haus auf der Insel Grinda

ORF/URSULA BURKERT

Auf nach Grinda – ein Ausflug in den Schärengarten vor Stockholm

Ursula Burkert ist mit dem Linienschiff unterwegs zu den mehr oder weniger touristisch erschlossenen Inseln vor Stockhholm.

Dreimal ertönt das Schiffshorn – das übliche Zeichen, dass die Fähre vom Strandvejn rückwärts den Hafen verlässt und in See sticht. Behutsam bahnt sich die "Eskil" zunächst ihren Weg durch Stockholms Halbinseln, vorbei am Skansen, wo die 1628 gesunkene "Vasa" seit 1990 in einem modernen Museum präsentiert wird.

Nach Vaxholm geht es zuerst, dann nach Grinda und schließlich weiter nach Sandham. Noch ist es etwas bewölkt, meint Kapitän Niels Brauner. Seit über 40 Jahren fährt er diese Strecke, eigentlich ist er schon in Pension. Allerdings springt er in der Hochsaison gerne für die Strömma-Linie ein. Behutsam manövriert der Kapitän zwischen roten und grünen Zeichen durch, denn der Stockholmer Schärengarten weist zwischen den vielen Inselchen, Schären und Hams, von welchen oft nur ein winziger Teil zu sehen ist, ziemliche Untiefen auf. Zwischen 30 und eineinhalb Metern tief ist hier das Meer. Das Schiff hat einen Tiefgang von zweieinhalb Metern.

Die Vaxholmer-Linie hat auch spezielle Winterboote. Das sind Eisbrecher, die den Weg durch das Eis freimachen. Denn die Menschen, die ständig auf den Inseln leben, meint Niels Brauner, sollen ganzjährig die Möglichkeit haben die Inseln zu verlassen, einkaufen zu gehen oder Amtswege zu erledigen. Denn meist friert es zu, wenn auch das Eis nachweislich weniger wird. Die Globale Erderwärmung ist auch im Schärengarten zu spüren.

Per Schiff durch den Schärengarten

Per Schiff durch den Schärengarten

ORF/URSULA BURKERT

Nach eineinhalb Stunden: Ankunft in Grinda-Süd. Von dort führt der Grindastigen-Wanderweg durch einen Birken- und Kiefernwald zur kleinen Marina im Norden. Nicht weit davon befinden sich ein Bauernhof und das Büro der Schärengarten-Stiftung. Hier ist Anders Jonasson als Ranger und Inselverwalter tätig. Die Insel Grinda wird von der Schärengarten – Stiftung verwaltet.

Bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts befand sich Grinda im Besitz der Schärenbauern. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel erwarb schließlich Henrik Santesson, der ersten Direktor der Nobelstiftung die Insel. Er ließ sich im Jahr 1906 eine herrschaftliche Sommervilla bauen. Später, weiß Maria Jörgensson, kaufte die Stadt Stockholm die Insel, um ihren Bürgern neue Erholungsgebiete zu erschließen. Es wurden ein Sommerlager für Mädchen, ein Campingplatz und ein Feriendorf mit Reitstall errichtet.

Ein einziges Geschäft und einen Kiosk gibt es auf Grinda, die Preise sind überhöht. Angepasst an die Brieftaschen der Touristen gibt es da Getränke, Obst, Kekse, Marmeladen und Eier zu kaufen. Grinda ist durch das öffentliche Linienschiff-Netz recht gut erreichbar. Die Bewohner anderer Inseln weiter draußen, kommen kaum ohne eigenes Boot aus. Auf einer Touristen-Landkarte ist die Erreichbarkeit der Inseln mit Farben deutlich gemacht. Die grün markierten Inseln sind mit Auto oder Bus erreichbar, die roten per Schiff und Fähre erreichbar und die blauen nur mit Taxi-Boot – das sind sozusagen die letzten Außenposten vor Finnland.

Je weniger leicht eine Insel erreichbar ist, umso mehr bleibt sie vom Tourismus verschont. Allerdings ist sie dann auch von Abwanderung bedroht. Das Ziel der Schärengarten-Stiftung ist es, dem Ausverkauf des Archipels entgegen zu wirken und der Landflucht auf den Inseln Einhalt zu gebieten. Die Insel ist durch eine Bäuerin ganzjährig bewohnt und im Sommer, wenn der Touristenansturm am größten ist hat Anders Jonasson eines der Hauptprobleme, die Abfallbeseitigung, fest im Griff. Insgesamt sei, meint Andres Jonasson, das ökologische Gleichgewicht im Schärengarten relativ intakt. Das merkt man an der vielfältigen Fauna, die sich hier wieder angesiedelt hat. Seeadler und Seehunde sind wieder heimisch geworden.