Joaquin Phoenix - Eine Würdigung

16. April 2018, 02:00

"Maria Magdalena" startet morgen bei uns - "Don’t Worry, weglaufen geht nicht" markiert Phoenix Wiedervereinigung mit Regisseur Gus van Sant, während seine erste Zusammenarbeit mit der schottischen Regisseurin Lynne Ramsay "A Beautiful Day" mit gleich zwei Preisen bei den letztjährigen Filmfestspielen von Cannes gewürdigt wurde.

Glaubt man der Fachzeitschrift "Variety", dann ist Phoenix auch die erste Wahl von Regisseur Todd Phillips für die Titelrolle des neuen Joker-Films - des ersten Films nur für den grinsenden Bösewicht. Joaquin Phoenix ist erst 43 Jahre alt und scheint doch schon immer hier gewesen zu sein - eine Würdigung.

Er spielte nicht nur Jesus, sondern auch Johnny Cash, einen dekadenten römischen Kaiser, einen katholischen Priester oder einen Weltkriegsveteranen der in die Fänge eines religiösen Kults gerät. Am meisten Aufsehen, Verwunderung, Irritation, Entsetzen und Bewunderung aber gab es für Joaquin Phoenix Auftritt als - Joaquin Phoenix.

"I'm Still Here" - so nannten Joaquin Phoenix und sein Buddy Casey Affleck ihre inszenierte Doku über den desillusionierten Filmstar Joaquin Phoenix, der mit einer Hip-Hop-Platte versuchen wollte, sich vom Hollywoodschmutz reinzuwaschen. Phoenix besucht den verdutzten David Letterman ganz in schwarz gewandte, mit Sonnenbrille, Dreimonatsbart und einem veritable Vogelnest auf dem Kopf - die Gedanken scheinbar alles andere als klar.

Geboren wird Joaquin Phoenix am 28. Oktober 1974 - am Tag als die Luna 3 Mission auf dem Mond landet. Im Radio läuft "You Haven't Done Nothin" von Stevie Wonder mit den Jackson 5 als Background-Chor. In seiner Karriere spielte er bisher 51 Rollen, drehte 36 Filme, davon drei Dokumentarfilme, tauchte in neun TV-Serien auf, performte auf drei Soundtracks, produzierte sieben Filme und schrieb ein Drehbuch.

Phoenix kommt in Puerto Rico zur Welt wohin seine Hippie-Eltern der frisch gegründeten Sekte Kinder Gottes gefolgt waren. Zurück in den USA besuchte Joaquin - oder Leaf, also Blatt, wie er damals noch hieß - seine Mutter an ihrem Arbeitsplatz bei NBC. Mit 15 steht er erstmals vor der Kamera. Mit 19 ist er es, der die Rettung ruft als sein Bruder River im Viper Room an einer Überdosis zu sterben droht.

Glitter ist ihm zuwider

Seine Schauspielphilosophie, seine Einstellung gegenüber dem Glitzer Hollywoods und der Celebrity-Welt formuliert Phoenix schon früh. Noch immer wolle er dieses magische Gefühl reproduzieren, das er als Kind am Set kennenlernte - diese anregende Mischung aus Realität und Fantasie. "Ich erinnere mich noch genau an dieses elektrisierende Gefühl", meint Phoenix gegenüber npr. "Dieses Gefühl, etwas Echtes zu schaffen obwohl es doch nur gespielt war - diesem Gefühl jage ich seitdem hinterher."

Phoenix dreht mit allen Großen: Gus Van Sant, Philip Kaufman, James Gray, Spike Jonze, Woody Allen, James Mangold, Thomas Vinterberg, Ridley Scott oder Oliver Stone.

Alleine im Valley

Sein Privatleben verbirgt Phoenix hinter einem eisernen Schloss des Schweigens. Bekannt ist, dass er gerne im Garten ist und sein eigenes Gemüse anbaut, dass er es liebt, mit seinen beiden Hunden spazieren zu gehen und der Tag für ihn manchmal schon um vier Uhr morgens beginnt. Phoenix ist zufrieden wo er ist. Weder das neue Fernsehen lockt ihn, noch ein Wechsel hinter die Kamera.

Die Schauspielkunst sieht Joaquin Phoenix pragmatisch. "Ich sehe mich als Angestellten, der sein Scherflein dazu beiträgt, die Vision eines Regisseurs zu verwirklichen", meint er bescheiden.

Celluloid Hero

Seine Interviews gibt er im verrucht-legendären Hotel Chateau Marmont am Sunset Boulevard. Er selbst lebt - mittlerweile mit Rooney Mara - am Mulholland Drive - und ist damit mehr am "good old Hollywood" als es seine Mitschüler von Christian Bale über Jeremy Renner über Ryan Gosling je sein werden.