Kunstwerk

AFP/FRANCOIS GUILLOT

Radiokolleg

Positionen in der Kunst

Wie verändert Kunst unsere Sicht auf die Welt? Wie interagieren Künstler/innen mit der Welt? Die Serie "Positionen in der Kunst" will Kristallisationspunkte in der Entwicklung der Kunst der vergangenen 50 Jahre aufzeigen.

Die Edition April 2018 umfasst ein breites Spektrum zwischen etablierten Positionen und kontemporären Ansätzen - Momente, in denen sich eine neue Dringlichkeit, mediale Sensibilität oder auch politische Durchschlagskraft auf eine Weise manifestierte, die man bis dato so noch nicht gekannt hatte.

Nam Jun Paik - der Multimedia-Klassiker

Er begann als Musiker, studierte bei Karlheinz Stockhausen, wechselte aber unter dem Eindruck von Fluxus zur Bildenden Kunst. Der gebürtige Koreaner, der hauptsächlich in den USA lebte, betätigte sich in einer Vielzahl von künstlerischen Ausdrucksformen zwischen Performance, Sound-Environment und Installation, wurde aber vor allem als "Vater der Videokunst" apostrophiert. Emblematisch sind seine "closed circuit"- Inszenierungen mit technisch manipulierten Schirmbildern von zusammengeschalteten Fernsehern.

Nam Jun Paik in der Tate Modern in London

Florian Hecker - Grenzgänger des Hörbaren

Der in Wien lebende deutsche Künstler Florian Hecker ist derzeit einer der bedeutendsten Vertreter der Sound Art, einer relativ neuen intermedialen Kunstform, in der Klänge mit skulpturalen Objekten, oft auch Foto, Video oder computergenerierten Bildern zu großräumigen Installationen verschmelzen.

Hecker will an die Grenzen des Hörbaren vorstoßen: Dorthin, wo der meist mit Hilfe von Algorithmen erzeugte Sound sich als Mehrkanal-Installation im Raum ausbreitet, als hohes Pfeifen in den Ohren zu schmerzen beginnt oder als Ultraschall jenseits des menschlichen Wahrnehmungsapparates zu wirken beginnt.

Marina Abramovic - Hohepriesterin der Performancekunst

Sie verharrte 75 Tage schweigend auf einem Stuhl im New Yorker Museum of Modern Art, kämmte sich die Haare bis die Kopfhaut blutete, warf sich mit voller Wucht immer und immer wieder gegen einen Tiefgaragenpfeiler. Die Kunstwelt verdankt Marina Abramovic Performances so spektakulär wie schwer verdaulich. In den 1970er Jahren, als die internationale Body-Art den Körper als Material der Kunst entdeckte, schockierte die gebürtige Serbin mit radikalen Selbstentblößungen und Selbstgeißelungen.

In ihrem damaligen Lebensgefährten Ulay fand Abramovic einen kongenialen Partner. Zwölf Jahre lang waren die beiden das Traumpaar der internationalen Performancekunst: Sie schlugen einander, verharrten 16 Stunden Rücken an Rücken, zeigten in einer dreimonatigen Marathonperformance, dass man sich täglich acht Stunden bewegungslos anstarren kann.

Doch erst nach der Trennung von Ulay, 1988, wird Marina Abramovic endgültig ein Superstar der Performancekunst. Auf internationalen Kunst-Rankings belegt die heute 71-jährige seit Jahren Spitzenplätze, 1997 wurde sie bei der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.

Ashley Hans Scheirl - Queere Metamorphosen

Die österreichische Transgender-Malerin, Konzept-, Mixed Media-, Performance, Body-Art- und Videokünstlerin Ashley Hans Scheirl, die derzeit in Wien lebt, arbeitet und unterrichtet, hat, lange vor den derzeit aktuellen Queer-Debatten und Judith Butler-Exegesen das Thema Geschlechtsidentität/ -laterität ins Zentrum ihrer Kunst gestellt: Sie setzt sich mit der Libido der Ökonomie auseinander und mit der Ökonomie der Libido und begleitete die Entwicklung ihrer Kunst durch geschlechtliche Metamorphosen der eigenen Physis: Interpersonelles Handeln als künstlerische Praxis.

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