Nachhaltiger Fischer in Korea

Langbein & Partner Media

Wir machen es anders

"Zeit für Utopien" - Doku von Kurt Langbein

Der Dokumentarfilmer Kurt Langbein hat sich in seinen Arbeiten mehrfach mit der systematischen Ausbeutung von Mensch und Natur beschäftigt, 2018 präsentierte er in seiner Dokumentation "Zeit für Utopien - Wir machen es anders" eine Reihe von engagierten Initiativen und Gegenbewegungen, vom nachhaltigen Fischfang in Südkorea über die erste Fair-Trade-Mine Afrikas bis zur solidarischen Landwirtschaft in Bayern.

Morgenjournal | 17 04 2018

Judith Hoffmann

Kulturjournal | 17 04 | Interview mit Kurt Langbein

Eine autofreie Wohnsiedlung im Zentrum von Zürich (Infrastruktur samt Geburtshaus und Nahversorgung inklusive), eine südkoreanische Genossenschaft, die eineinhalb Millionen Menschen mit Biogemüse von regionalen Bauern versorgt, oder eine Teefabrik, die von den Mitarbeitern durch Beharrlichkeit vor der Schließung bewahrt und in Eigenregie übernommen wurde. Das sind nur drei der Wirklichkeit gewordenen Utopien rund um den Globus, die Kurt Langbein porträtiert, auch um zu zeigen, dass die Idee vom "besseren Leben" nicht so schwer zu realisieren ist, wie viele denken.

"Mir ging es darum: Kann man eine Stadt mit regionalen Produkten in direktem Kontakt zwischen Bauern und Konsumenten versorgen? Ja, man kann." Kurt Langbein

Dabei führt Langbein kein Sammelsurium an perfekten, weltfremden Utopisten vor, sondern rückt, manchmal mehr, manchmal weniger offensichtlich, immer auch die kleinen und großen Mankos ins Bild. Etwa wenn die 2.000 Produkte im südkoreanischen Bioladen allesamt in Plastik verschweißt sind, oder wenn die Managerin von Fairphone die Kobaltmine gar nicht betreten darf, mit der sie zusammenarbeitet, weil sie eine Frau ist.

Optimistische Erzählung über direkten Kontakt

Diese kleinen Fehler machen die Projekte und ihre Initiatoren greifbar und sympathisch. In beschwingtem Rhythmus montiert sie Langbein zu einer großen, optimistischen Erzählung davon, wie direkter Kontakt zwischen Konsumenten und Produzenten funktionieren kann oder wie es gelingt, ganz ohne Ausbeutung von Mensch und Umwelt elektronische Geräte herzustellen.

Über allen Initiativen schweben die beiden großen Damoklesschwerter Klimakatastrophe und Turbokapitalismus - ihnen zu entkommen, ist ein gemeinsames Ziel der Projekte. Und bei aller Ernsthaftigkeit bleibt auch Platz für Ironie, etwa wenn die Wirtschaftsexpertin ausgerechnet inmitten des Trubels der Frankfurter Börse ihr vernichtendes Urteil am System Kapitalismus ausspricht, oder wenn der Bayerische Ziegenbauer seiner neuen Mitarbeiterin rät, sich lieber ein Finanzierungskonzept für den Betrieb zu überlegen, als sich wie er den "Buckel wund zu schuften".

Frau auf einer Alm hält Schaf im Arm

Petra Wähning

Langbein & Partner Media

Sie, Petra Wähning, tut es und treibt kurzerhand mehrere hundert Investoren auf, die mithalfen, den Hof zu erhalten und zu erneuern. Ihre Zinsen bekommen sie in Form von regionalen Bioprodukten "ausbezahlt" - nur eines der im Film vorgestellten Projekte, die allesamt zur Nachahmung animieren.

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