Filmstill, Daniel Blake

FILMARCHIV AUSTRIA

Suche Arbeit, mache alles

Arbeitslosigkeit im Film

Im Filmarchiv Austria startet morgen die Schau "Suche Arbeit, mache alles". Die Filme reichen von der Zeit der Weltwirtschaftskrise 1929 bis in die unmittelbare Gegenwart und zeigen, wie sich Arbeitslose neu erfanden und gegen ihr Schicksal zur Wehr setzten.

Mittagsjournal | 18 03 2018

Wolfgang Popp

Berlin 1932: In der Folge der Weltwirtschaftskrise ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland auf sechs Millionen gestiegen. Im Kino läuft das Sozialdrama "Kuhle Wampe oder wem gehört die Welt", eine Zusammenarbeit von Drehbuchautor Bertolt Brecht und Komponist Hanns Eisler.

"Es gibt in dem Film diese berühmte Szene, in der das 'Solidaritätslied' gesungen wird", erklärt die Kuratorin Brigitte Mayr. "Da läuft einem ein Schauer den Rücken hinunter, genauso wie in der Szene, in der das berühmte Plakat zu sehen ist, nach dem auch die Schau benannt ist, 'Suche Arbeit, mache alles'. In dem Lied gibt es die Zeilen, 'Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht, beim Hungern und beim Essen, in der Solidarität', und die Arbeiter singen es in einem S-Bahn-Tunnel."

Künstler aller Sparten, vereinigt euch!

Nicht nur "Kuhle Wampe", auch zahlreiche andere sozial engagierte Dramen in der Weimarer Republik, waren ein Gemeinschaftsprodukt von Filmemachern, Theaterleuten und bildenden Künstlern, die in solidarischen Netzwerken agierten.

Brigitte Mayr: "Diese Filme der 30er-Jahre waren beim Volksfilmverband im Verleih, und der sorgte auch dafür, dass es Rahmenveranstaltungen gab, die Filme propagiert wurden und Diskussionen stattfanden. Und das ist auch uns ein Anliegen, dass jeder Film eingeleitet und vermittelt wird."

Ein Sonnenstrahl aufs Rote Wien

Eröffnet wird die Schau "Suche Arbeit, mache alles" mit der österreichischen Sozialutopie "Sonnenstrahl" aus dem Jahr 1933. Die beginnt mit dem Selbstmordversuch einer jungen Arbeitslosen. Der ebenfalls arbeitslose Lebensretter wird mit einer Prämie belohnt, die zum Startkapital für das junge Paar wird. Regisseur des Films war der Ungar Paul Fejos, der später, im amerikanischen Exil, als Anthropologe und Dokumentarfilmer reüssieren sollte.

Den sensiblen und genauen Beobachter spürt man aber bereits in diesem Spielfilm des damals 35-Jährigen. Kuratorin Brigitte Mayr: "Sonnenstrahl ist unser Lieblingsfilm, weil er alles beinhaltet: Die Arbeitslosigkeit, die Depressionen, das Herauskämpfen und die Sozialutopie des Roten Wien."

Von der Weimarer Republik bis nach Newcastle

Der jüngste Film in der Schau ist das britische Sozialdrama "I, Daniel Blake", mit dem Regisseur Ken Loach 2016 in Cannes die Goldene Palme gewann. Auch hier schließen sich zwei Underdogs zu einer schlagkräftigen Schicksalsgemeinschaft zusammen.

Mehr als achtzig Jahre liegen zwischen den Sozialdramen der Zwischenkriegszeit und dem rebellischen Tischler aus Newcastle, doch in der Zusammenschau zeigen sich trotz der großen Zeitspanne beträchtliche Parallelen, so Brigitte Mayr: "Wir wollten nicht den Arbeiter als Figur darstellen, sondern Glaubhaftigkeit erzeugen. Der Zuschauer soll sich mit dem Arbeitslosen identifizieren und eine solidarische Haltung entwickeln können. Und er soll sehen, dass zwischen der Lage der Arbeitslosen in den 30er-Jahren und heute gar keine so großen Unterschiede bestehen."

Die Retrospektive "Suche Arbeit, mache alles" startet morgen Abend und geht bis einschließlich 2. Mai. Gezeigt werden die Filme im Metro Kino Kultur Haus des Filmarchiv Austria.

Service

Filmarchiv Austria - Suche Arbeit, mache alles. 19. April bis 2. Mai 2018

Gestaltung

  • Wolfgang Popp

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