Veit Heiduschka

KARIN WASNER

Retrospektive im Metro Kinokulturhaus

Filmproduzent Veit Heiduschka wird 80

Eine Ausbildung als Industriekaufmann und ein Doktortitel in Theaterwissenschaft. Also Gesetze aber auch Drehbücher lesen können, mit diesen Voraussetzungen hat es Veit Heiduschka mit der von ihm gegründeten Wega-Film in die oberste Liga der heimischen Filmproduzenten geschafft - unter anderem als Finanzier der Filme von Michael Haneke.

Morgenjournal | 17 05 2018

Arnold Schnötzinger

Am Sonntag feiert Heiduschka, der 1938 in Mittelsachsen geboren wurde, seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass würdigt ihn das Filmarchiv Austria mit einer Retrospektive im Wiener Metro Kinokulturhaus bis zum 27. Juni.

Jean-Louis Trintignant in "Amour" von Michael Haneke, 2012

FILMARCHIV AUSTRIA

"Der Produzent von Michael Haneke", so wird Veit Heiduschka hauptsächlich in der Öffentlichkeit wahrgenommen. An sich ja nichts Unehrenhaftes, und dennoch hat Heiduschka dabei Einwände: "Das stört mich schon, weil dadurch meine anderen Regisseure klein werden, obwohl sie auch ihre Erfolge haben."

So hat Heiduschka etwa Josef Hader mit seinem Regieerstling "Wilde Maus" unter seine Fittiche genommen, Regisseur Umut Dag mit "Kuma", aus der Frühzeit der Wega-Film Niki Lists "Müllers Büro" und Filme von Paulus Manker.

Gegenseitige Hilfe

Dennoch: die größte Kontinuität liegt in der Zusammenarbeit mit Michael Haneke. Seit 1989, also seit "Der siebente Kontinent", hat Heiduschka fast alle Kinowerke Hanekes allein oder co-produziert. Freilich hat diese Treue Hanekes Karriere befördert, aber, so Veit Heiduschka, mit Blick auf den internationalen Kinomarkt auch umgekehrt: "Keine Frage, das hat uns geholfen, aber wenn es um konkrete Co-Produktionen geht, dann ist das nicht mehr ausschlaggebend, sondern vielmehr, welche Schauspieler oder welchen Regisseur man hat."

"Wir produzieren zu viele Filme mit zu wenig Budget." Veit Heiduschka

Wesentlich hat Veit Heiduschka auch zur Etablierung der österreichischen Filmförderung im Jahr 1981 beigetragen: "Wir wollten damals keine Kulturzensur. Es sollte der kleine schmutzige Film genauso möglich sein, wie der staatstragende Film, die Komödie genauso wie die Tragödie."

Mit der gegenwärtigen Situation der Förderung hierzulande ist Heiduschka nur bedingt zufrieden: "Wir produzieren zu viele Filme mit zu wenig Budget. Wenn man eine gute Geschichte hat, dann muss man sie auch entsprechend finanzieren und dafür weniger Filme machen. Man muss sich um die Talente, die man erkennt, besser kümmern."

Flop "Jedermanns Fest"

Veit Heiduschka hat sich nie allein als "Scheckaussteller" beim Film verstanden, sondern sich auch stets künstlerisch eingebracht. Oft erfolgreich, manchmal aber auch nicht, etwa bei "Jedermanns Fest" aus dem Jahr 2002. Die Streitigkeiten mit Regisseur Fritz Lehner bis hin zu dessen Entlassung und Wiedereinstelltung sind legendär.

Das damals mit rund fünf Millionen Euro teuerste Projekt der heimischen Filmgeschichte floppte an der Kinokasse: "Das war wirtschaftlich der größte Misserfolg meiner Karriere", meint Veit Heiduschka, "wir haben 14 Jahre lang Geld an die Bank zurückgezahlt und wären daran fast zugrunde gegangen."

An Ruhestand denkt Heiduschka aber auch im Alter von 80 Jahren nicht: "Ich würde eingehen wie eine Primel ohne Wasser, wenn ich nicht arbeiten könnte. Das hält mich letztlich jung."

Service

Filmarchiv Austria - Veit Heiduschka, ein Kämpfer für den Film. 17. Mai bis zum 27. Juni 2018

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger

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