Haas-Haus und Stephansdom

APA/HERBERT PFARRHOFER

Ausstellung

Az W: Hans Holleins Haas-Haus

Es war einst sehr umstritten, wurde von Kritikerinnen kritisiert und von Stadtbewohnern bekämpft, aber heute hat man sich an seinen Anblick gewöhnt: das 1990 errichtete Haas-Haus inmitten der Wiener Innenstadt. Diesem Bauwerk, das vom 2014 verstorbenen Architekten Hans Hollein entworfen wurde, ist eine Ausstellung im Architekturzentrum Wien (Az W) gewidmet: "Hans Hollein ausgepackt: Das Haas-Haus".

Mittagsjournal | 12 06 2019

Anna Soucek

Eine Vorreiterrolle für die Gegenwartsarchitektur wird dem Haas-Haus zugeschrieben, denn es ist das erste größere moderne Projekt, das in der historischen Altstadt von Wien - nach einigen Grabenkämpfen und unter großer öffentlicher Anteilnahme freilich - umgesetzt werden konnte.

Erst umkämpft, dann beschützt

Während seiner Errichtung wurde die Wiener Bauordnung so abgeändert, dass die Planung zeitgenössischer Architektur im Altstadtbereich erleichtert wurde. 2012 wurde das Haas-Haus - als eines der wichtigsten Werke von Hans Hollein und als seltenes Beispiel der gebauten Postmoderne in Wien - selbst unter Denkmalschutz gestellt.

Angelika Fitz, Direktorin des Architekturzentrum Wien, bezeichnet das Haas-Haus als "für Wien symptomatisches Projekt", wurde es doch jahrelang bekriegt, um schließlich unter Denkmalschutz gestellt zu werden. "Es ist auch neuralgisch und weiterhin aktuell", so Fitz, "weil es immer wieder die Frage aufwirft, was ist möglich in der historischen Innenstadt. Geht zeitgenössisches - und wie geht zeitgenössisches? Das sieht man schon in den Vorgängerbauten und dann schlussendlich mit diesem Haas-Haus sehr gut."

Variationen im Entwurf

Das Architekturzentrum Wien ist mit der Aufarbeitung von Holleins Nachlass betraut, daher konnte die Kuratorin Mechthild Ebert auf einen reichhaltigen Fundus an Skizzen, Fotos und Modellen zurückgreifen. Die Ausstellung veranschaulicht den fünfjährigen Entwurfsprozess, der zum bestehenden Bauwerk führte, und wie Hollein - offensichtlich der immensen Bedeutung der Aufgabe gewahr - alle möglichen Varianten durchspielte.

Mechthild Ebert: "Wir wollen zeigen, wie vielfältig die Varianten sind, wie sie ineinandergreifen, wie sie verworfen werden und wieder aufgenommen werden. Dabei wird immer in mehreren Medien gleichzeitig gearbeitet, als Modell, Zeichnung, Modellfotos, sodass Gestaltungslösungen immer aneinander und miteinander überprüft werden können."

Bezüge zu Vindobona

In der Ausstellung ist auch die Rezeptionsgeschichte anhand von Medienberichten dokumentiert; und einen besonderen Stellenwert hat der Städtebau. Denn mit dem Haas-Haus wollte Hollein eine Abfolge die disparate Platz-Situation zwischen Stephansdom und Graben verbessern.

"Er versteht das Haas-Haus Eck als südliches Eck des ehemaligen römischen Castrums. Es geht ihm aber auch um das Platzgefüge von Stock-im-Eisen-Platz, Graben und Stephansplatz, das er wiederherstellen wollte. Dafür hat er verschiedene städtebauliche Interventionen vorgesehen", sagt die Kuratorin und zeigt auf ein Modell, in dem drei hohe Säulen seitlich des Hauses platziert sind, um zu den historischen Platzabfolgen beizutragen.

Haas-Haus heute

Das Haas-Haus in seiner komplexen Umgebung kann man sich freilich auch im Original anschauen gehen. Während die Fassade weitgehend erhalten ist, wurde das Innere mit dem berühmten Atrium 2002 massiv umgebaut. Das Konzept des Geschäftshauses ist wirtschaftlich eigentlich nie wirklich aufgegangen - man kam zwar zum Schauen her, aber nicht zum Einkaufen. Das zeichnete sich, wie in der Ausstellung nachzulesen ist, offenbar bereits kurz nach der Errichtung ab.

Service

Die Ausstellung "Hans Hollein ausgepackt: Das Haas-Haus" wird am Mittwoch, 12. Juni, im Rahmen des AzW-Sommerfestes eröffnet und ist bis 19. August 2019 in der Galerie des Architekturzentrum Wien zu sehen.

Architekturzentrum Wien

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