Schaukelstuhl Erlkönig, Wien, 2011

MAK/GEORG MAYER

Möbeldesign

MAK zeigt große Thonet-Schau

Zu einer Zeitreise durch 200 Jahre Geschichte des modernen Möbeldesigns lädt das Museum für angewandte Kunst in Wien (MAK): In der Ausstellung "Bugholz, vielschichtig - Thonet und das moderne Möbeldesign" erzählen 240 Exponate den Werdegang einer der erfolgreichsten Möbelmarken der Welt. Im MAK befindet sich weltweit eine der bedeutendsten Sammlungen an Thonet-Möbeln.

Morgenjournal | 17 12 2019

Sabine Oppolzer

Gebrüder Thonet, Sessel, Modell Nr. 14, Wien, 1859

MAK/GEORG MAYER

Gebrüder Thonet, Sessel, Modell Nr. 14, Wien, 1859

Der Stuhl Nummer 14 von Thonet wurde ab 1859 zum Inbegriff des modernen Kaffeehausstuhls: zierlich, leicht, elegant und formschön. Er ist bis heute eines der weltweit meisterkaufen Möbelstücke und gilt als Klassiker des modernen Industriedesigns.

Michael Thonet hatte eine innovative Methode erfunden, Holz unter Wasserdampf in geschwungene Formen zu biegen. Während Stühle für den privaten Bereich in der Zeit des Klassizismus noch in Handarbeit hergestellt wurden, wurden Kaffeehausstühle von Thonet industriell für die ganze Welt produziert. Somit hat sich die moderne Leichtigkeit der Thonet-Sessel eigentlich gegen die schwere und klobige Ästhetik ihrer Zeit durchgesetzt.

Exportschlager, zerlegt in kleine Teile

Thonet-Experte Wolfgang Thillmann erklärt, die Thonet-Möbel waren unter anderem auch deshalb ein Exportschlager, weil sie in kleine Teile zerlegt in alle Welt verschickt werden konnten. Etwa 60 Stühle konnten in einer Kiste untergebracht werden. 1856 hatte sich Michael Thonet seine neue Bugholzbiegetechnik patentieren lassen und wurde in nur zwölf Jahren bis zum Ablaufen des Patentes zum Weltmarktführer im Bereich Bugholzmöbel.

In der Ausstellung sieht man Stühle, Schaukelstühle, eine Wiege von Thonet, aber auch zwei Parkettmustertafeln für die Weltausstellungen, die hier zum ersten Mal gezeigt werden. Berühmte Architekten wie Adolf Loos, Otto Wagner oder Josef Hoffmann haben Bugholzmöbel entworfen. In den 1920er Jahren experimentierte Marcel Breuer am Bauhaus in Dessau mit Stahlrohr. Später entwarfen berühmte Architekten wie Mies van der Rohe oder Le Corbusier für Thonet Stahlrohrmöbel.

Es kam zu einer Stahlrohrmanie

Sebastian Hackenschmidt, der Kurator der Ausstellung erklärt: "Stahlrohr war schon für Fahrräder verwendet worden, nicht aber für Möbel. Es kam binnen kürzester Zeit zu einer Stahlrohrmanie. Selbst die berühmtesten Architekten wie Mies van der Rohe oder Le Corbusier entwarfen Stahlrohrmöbel für Thonet. Die Firma Thonet hatte einige kleinere Stahlrohrproduktionsfirmen aufgekauft und wurde mit den Entwürfen der bekanntesten Architekten bis Mitte der 1930er Jahre zum weltgrößten Stahlrohr produzierenden Unternehmen."

Thonet-Möbel sind heute in den wichtigsten Designsammlungen der Welt vertreten, sie befinden sich unter anderem im MOMA in New York oder in der Pinakothek der Moderne in München.

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MAK – Bugholz, vielschichtig. Thonet und das moderne Möbeldesign

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