Soyeon Park

JAEYEON JO

Ö1 Talentebörse

Soyeon Park, Komposition - Gewinnerin des Ö1 Talentebörse-Kompositionspreises 2022

Die Siegerin des diesjährigen Kompositionspreises, geboren 1989, studiert aktuell mehrere Fächer: Komposition-Musiktheater sowie Jazzkomposition und Arrangement.

Ö1 Talentebörse | 10 08 2022

Was ist Kunst?

Um Kunst zu definieren, muss man gleichzeitig klären, was Nicht-Kunst ist. Einige Vogelarten verwenden Blattmuster, um ihre Nester zu bauen, und auch Menschen ohne künstlerische Ausbildung in Psychiatrien oder Gefängnissen machen manchmal kreative Arbeit außerhalb des Kunstsystem; die so entstandenen Werke nennt man Outsider art bzw. Art brut. Kann man sagen, dass das, was sie tun, keine Kunst ist? Ich glaube, das künstlerische Aktivität darin besteht, durch verschiedene Sinne, einschließlich Sehen und Hören, aufzuzeichnen oder auszudrücken. Es ist klar, dass man durch Bildung ein hochqualifizierter Künstler werden kann, aber ich möchte sagen, dass die Kunst bereits in einem viel früheren Stadium beginnt - dem „Instinktausdrucksstadium”.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Meine Mutter studierte Klavier als Hauptfach, und von meiner Geburt bis zu meiner Abreise aus Korea unterrichtete sie ihre Schüler zu Hause in Klavier. Im Haus wurde jeden Tag Musik gespielt, und überall im Haus lagen tonnenweise Noten - meistens für Klavier - und Notenpapier. Seit ich Noten lesen konnte, spielte ich, indem ich Noten auf Notenpapier zeichnete. Es war mein Lieblingsspiel, und es führte zu meinem Hauptfach und jetzt zu meinem Beruf.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Ich denke, es kommt von allen dreien. Ich habe sehr früh Instrumente gelernt und bin in einem Umfeld aufgewachsen, in dem grundlegende musikalische Fähigkeiten entwickelt wurden. Ich wollte mich mit diesem Talent ausdrücken und dann ein fertiges Produkt schaffen. Diese Vollendung führt zu dem Wunsch, immer wieder etwas Neues zu schaffen, und dieser sich wiederholende Prozess motiviert mich immer noch zum Komponieren/schaffen. (Aber andere Künstler mögen anders sein als ich. Das ist nur mein Fall…)

Wo würden Sie am liebsten auftreten?

„Ort“ ist mir eigentlich egal. Wer das Publikum ist, ist mir wichtiger. Überall dort, wo es Menschen gibt, die sich gerne verrückt vorstellen und offene Ohren haben, geht es mir gut. Im Freien oder im Keller, alles ist in Ordnung!

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Ich möchte gerne mit Menschen zusammenarbeiten, die offen sind. Ich weiß, dass es in Österreich viele gute Interpreten und Ensembles gibt. Ich würde mich freuen, mit jedem von ihnen zusammenzuarbeiten.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Ich denke, das ist immer ein Problem für Künstler aus unpopulären Genres. Vielleicht gäbe es einige Künstler, die die Marktfähigkeit völlig ignorieren, aber ich glaube, dass die Größe des Marktes auf einem Minimum gehalten werden muss, damit die nächste Generation von Künstlern die Möglichkeit hat, weiterhin Kunst zu machen. Um das Aussterben unbeliebter Genres zu verhindern, muss die Kunst unbedingt einen Minimalmarkt aufrechterhalten.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Ist es so viel wie die Nachfrage steigt? Da neue Musik ein unbeliebtes Genre ist, gibt es keine große Nachfrage danach, aber wenn die Nachfrage steigt, wird natürlich auch ihr Marktanteil steigen. Es gibt keine feste Grenze für die Größe des Marktes, also denke ich, dass der Markt je nach Nachfragen Kunst nahezu unbegrenzt vertragen kann.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Wie viel Geld habe ich und wie viel kann ich ausgeben? :-) Wenn ich vor meinem Tod noch genug Geld übrig habe, würde ich es gerne der Gesellschaft zurückgeben. Ich hoffe, dass dieses Geld an gute und talentierte Menschen geht, die finanzielle Unterstützung benötigen. Es spielt keine Rolle, ob sie keine Künstler sind.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Das Ich vor 10 Jahren und heute sind nicht sehr unterschiedlich, also wird das Ich in 10 Jahren eventuell auch nicht viel anders sein. Ich habe keine große Angst vor Veränderungen, aber mein Leben ist ziemlich eintönig. Ich verbringe die meiste Zeit zu Hause mit Arbeiten oder kleinen Hobbys, also werde ich hochwahrscheinlich auch in 10 Jahren noch viel Zeit zu Hause verbringen.

Haben Sie einen Plan B?

Ich habe noch keinen Plan A, also noch keinen anderen Alternativplan. Ich habe lange erlebt, dass die Richtung meines Lebens außerhalb meiner Kontrolle liegt. Meiner Erfahrung nach verwandeln sich große Erwartungen in größere Enttäuschungen oder keine Erwartungen in unerwartete Freude - ich hatte auch gar keine Erwartung an diesen Preis. Ich glaube, wenn ich mich einfach auf das „Jetzt” konzentriere und lebe, werden sich mir manchmal gute Gelegenheiten bieten.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Ich kann mich nicht genau erinnern, aber wegen der Sorgen um meine Zukunft fühlte ich mich eine Zeit lang unwohl. Allein das Fremdsein erzeugt immer innere Unruhe. Aber auch diese innere Spannung beflügelt manchmal mein Leben im Ausland.

Wollen Sie die Welt verändern?

Ich möchte gar keine politische Botschaft in meine Arbeit packen, und die Welt nicht damit überzeugen. Ich bin vorsichtig, in meinen Überzeugungen zu fest zu werden. Obwohl eine Überzeugung zu einer Zeit als absolut richtig und gut angesehen werden kann, kann sie zu einer anderen als „böse” akzeptiert werden.

Übersicht

Ö1 Talentebörse