Stefan Bachmann

APA/HELMUT FOHRINGER

Stefan Bachmann

Neuer Burgtheaterdirektor präsentiert ersten Spielplan

Stefan Bachmann, designierter Burgtheater-Direktor hat den Spielplan für seine erste Saison am Haus vorgestellt. Insgesamt 28 Premieren stehen auf dem Programm – darunter neun Erstaufführungen und zwei Uraufführungen.

Der 57-jährige Schweizer, der zuletzt das Schauspielhaus Köln geleitet hat, wird im Sommer Martin Kusej ablösen, der nach nur einer Amtszeit, nicht mehr angetreten ist, und so der Nicht-Verlängerung seines Vertrages zuvorgekommen ist. Bachmann legt ein ambitioniertes Programm vor mit großen Namen, einigen Abgängen und Neuzuwächse im Ensemble und einer kleinen Sensation.

„Burgtheater“ von Elfriede Jelinek

Zwei Regisseurinnen eröffnen die Saison: Karin Henkel inszeniert „Hamlet“ am Burgtheater, die Schwedin Therese Willstedt Virginia Woolfs „Orlando“ am Akademietheater. Als Festwochen-Koproduktion bringt Milo Rau Elfriede Jelineks „Burgtheater“ an das titelgebende Haus.

Jelineks Stück, das anhand der Schauspielerdynastie Wessely/Hörbiger die österreichische Mitschuld am Nationalsozialismus thematisiert, wurde anlässlich seiner Uraufführung 1985 in Bonn skandalisiert. Ein einziges Mal gab seither die Autorin in Österreich eine Ausführungsgenehmigung: 2005 für die österreichische Erstaufführung durch das Grazer Theater im Bahnhof. Nun habe der Schweizer Festwochenintendant "exklusiv" die Rechte erhalten, hieß es zu diesem prognostizierbaren Höhepunkt der Saison 2024/25, in der mit der Dramatisierung des Romans "Holzfällen" von Thomas Bernhard in einem von Nicholas Ofczarek initiierten Abend der Musicbanda Franui ein weiterer einstiger Kulturskandal aufgearbeitet wird.

Sehr musikalisch wird es auch bei der "Schachnovelle" oder bei einer Bearbeitung des Romans "Vielen Dank für das Leben" von Sibylle Berg zugehen. Romandramatisierungen gibt es auch zu "Alles ist erleuchtet" von Jonathan Safran Foer (die in der Ukraine spielende Handlung habe durch den Krieg neue Aktualität erhalten, sagte Chefdramaturg Thomas Jonigk) und "Die Vegetarierin" von Han Kang. Die Salzburgerin Mareike Fallwickl, soeben mit ihrem Roman "Und alle so still" erfolgreich, wirft in der Uraufführung "Elisabeth!" laut Presseunterlagen "einen vielschichtigen und feministischen Blick auf diesen österreichischen Superstar". Heimkehrerin Stefanie Reinsperger spielt in dieser Produktion ebenso die Titelrolle wie in Molnárs "Liliom". Cross-gender-Besetzungen bei den Hauptrollen gibt es auch in den beiden Molière-Produktionen "Der eingebildete Kranke" (Regina Fritsch übernimmt in der Kölner Produktion von Rosa Enskat) und "Tartuffe" (Bibiana Beglau spielt in der Neuinszenierung von Barbara Frey, die, so Jonigk "der Aspekt der Verführung" sehr interessiert).

Stefan Bachmann und Chefdramaturg Thomas Jonigk

Der designierte Burgtheater-Direktor Stefan Bachmann und Chefdramaturg Thomas Jonigk.

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Drei Inszenierungen von Bachmann

Insgesamt fünf Produktionen des Schauspiel Köln, Bachmanns bisheriger Wirkungsstätte, werden übernommen - drei davon vom neuen Chef inszeniert, der zudem mit "Manhattan Project" von Stefano Massini (Jonigk: "Es geht um den Bau der Atombombe, aber ganz anders als im Oppenheimer-Film.") und "Die Wurzel aus Sein" von Wajdi Mouawad ("ein großes, opulentes Stück") zwei Akademietheater-Neuinszenierungen verantwortet. Umgekehrt bleiben mit "Der Menschenfeind", "Geschlossene Gesellschaft" und "Orpheus steigt herab" drei Inszenierungen des derzeitigen Burgtheaterdirektors Martin Kušej im Repertoire - wie 30 weitere Produktionen der jetzigen Direktion ins Repertoire übernommen werden, "möglichst in den originalen Besetzungen, damit es ein smoother Übergang sein wird", wie Bachmann sagte, der sich über die Aufnahme im Haus glücklich zeigte: "Wir wurden sehr offen und herzlich empfangen."

„Burg“ kehrt ans Burgtheater zurück

Wer "Burg" sagte, zahlte bei Kušej Strafe. Bei Bachmann heißt es nun BURG - als Sammelbegriff für die Spielstätten Burgtheater, Akademietheater, Kasino (eine volle Saison wegen Sanierung geschlossen und durch eine virtuelle sowie eine mobile Bühne ersetzt, "die sich im Stadtraum bewegt, vielleicht auch über die Stadtgrenzen hinaus") und Vestibül, sowie für "Ensemble, Communities, Konzerte, Workshops und das Publikum", wie es im Spielzeitbuch heißt - "und zwar dem Missverständnis zum Trotz, dass eine Burg aus undurchdringlichen Mauern besteht". "Die BURG ist offen, spielerisch, widersprüchlich und ein Raum für Perspektivenwechsel. Die BURG hat Platz für Klassiker, Uraufführungen, Familienstücke, Österreichisches und Musikalisches", heißt es. "Es geht darum, mit diesem Begriff produktiv ins Spiel zu kommen", sagte Bachmann. "Es ist ein ambivalenter Begriff: eine Burg, die nicht ausschließt, sondern einschließt, die einlädt, die inklusiv ist."

Unter dem Titel "JETZT!" ist ein "Professionalisierungsprogramm für Menschen mit Behinderung" angekündigt, eine Gesprächsreihe mit der Philosophin Lisz Hirn soll "auf die großen Fragen der Zeit eingehen", eine mit der Osteuropa-Expertin Cathrin Kahlweit "die aktuelle Lage Osteuropas" besprechen. Weiters wurde eine von Samir Köck programmierte Konzertreihe angekündigt. Nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern für alle Menschen kündigt sich die "Community & Bildung" genannte Abteilung Theaterpädagogik.

Text: Apa, red.; Audios: Katharina Menhofer