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DER EWIGE SPIESSER

Autor

Ödön von Horváth (Ungarn)

Vorlage

gleichnamiger Roman

Regie

Claude Pierre Salmony

Bearbeitung

Traugott Krischke

Produktion

ORF-S / DRS (Neuproduktion)

Assistenz

Tomas Friedmann

Schnitt

Gerda Eisendle

Ton

Reinhard Prosser

Mit

Jörg Hube (Alfons Kobler)
Louise Martini (Frau Perzl)
Walter Schmidinger (Graf Blanquez)
Alexandra Tichy (Eine Dame)
Gerhard Zemann (Beamter)
Karl Michael Vogler (Ein Hotelier)
Oswald Fuchs (Ein ungarischer Abgeordneter)
Tomas Friedmann (Herr Dünzl)
Susanna Szameit (Kellnerin)
Susanne Czepl (Anna Pollinger)
Peter Scholz (Bschorr)
Thomas Frey (Lehrer)
Peter Simonischek (Kakuschke)
Michael Kiurina (Professor)
Harry Hornisch (Paßbeamter)
Hubert Berger (Reisender)
Fritz Muliar (Schmitz), Giuseppe Sabatino (Miliz), Signe Seidel (Madame), Marile Millowitsch (Rigmor Erichsen), Marcus Marotte (Dolmetsch)

Inhalt

Horváths Spießer tauchen in den verschiedensten Personifizierungen auf. Sie verraten sich durch ihre Monologe, und sie wissen über alles Bescheid. So wissen sie auch, ohne nachzudenken, was gut und was böse ist - und vor allem, was sie sich selber schuldig sind; eine doppelte Moral, eine, die sie sich selber zugestehen, und eine andere, die sich für andere eignet.
Alternativ:
Getreu dem Motto der "Geschichten aus dem Wiener Wald" betätigt sich der Dramatiker in seinem Werk als schonungsloser Chronist, der das Gerede seiner Zeit belegt: "Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit", die Horvath als "willentliche Ignoranz", als "bewusstes Ignorieren der Fakten" kritisiert (Traugott Krischke). Das tut er auch in seinem ersten, mit prächtigen Szenen ausgestatteten Roman "Der ewige Spießer" von 1930. In Alfons Kobler hat er den Spießer jener Zeit "zwischen zwei Zeitaltern", also zwischen den Weltkriegen porträtiert. Damals bemerkte der Dichter: "Der alte Typus des Spießers ist es nicht mehr wert, lächerlich gemacht zu werden; wer ihn heute noch verhöhnt, ist bestenfalls ein Spießer der Zukunft." Und damals, in der Wirtschaftskrise der Weimarer Republik, beobachtete er den neuen, den sehr flexiblen, dynamischen Spießertypus, der weiß, dass man mit der Zeit gehen muss, und darum stets bemüht ist, "sich überall feige anzupassen und jede... Idee zu verfälschen, indem er sie sich aneignet."
Traugott Krischke, auch Mitherausgeber einer Horvath-Werkausgabe, hat für seine Hörspielfassung die Dialogpassagen behutsam aus dem Roman gelöst, und damit gezeigt, dass dieser ein kleines Stück enthält, einen bitteren Schwank aus der Zeit der großen Wirtschaftskrise: 1929 lässt sich Alfons Kobler, der sich mit Gelegenheitshandel über Wasser hält, von einem Grafen Blanques (letzterer auch nicht gerade ein solventer Herr) dazu überreden, den durch einen unlauteren Autoverkauf erworbenen Geldbetrag in einen Besuch der Weltausstellung in Barcelona zu investieren. Dort lerne man reiche Witwen kennen und könne sein Leben durch Heirat sanieren. Die Reise führt durch Europa, die Zeit, die Stimmung der Leute, die große Pleite. - Im zweiten Teil, der mit dem ersten nur lose verknüpft ist, interessiert sich Horváth für das Schicksal des Bürofräuleins Anna Pollinger, einer Bekannten Koblers, die eines Tages arbeitslos wird. Die ahnungslose Anna wird als Modell an einen Maler vermittelt, der in ihr die leicht zu habende Dirne sieht. Zur Prostituierten abgesunken, begegnet Anna schließlich einem 'guten Menschen', der ihr zu einer Stelle als Näherin verhilft.

Sendedaten

10. Dezember 1991 (NP, 80:00 min )