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DER WEG INS FREIE

Autor

Arthur Schnitzler (Österreich)

Vorlage

gleichnamiger Roman

Regie

Klaus Gmeiner

Bearbeitung

Klaus Gmeiner

Produktion

ORF-S (Neuproduktion)

Mit

Axel Corti (Erzähler)
Helmut Lohner (Georg von Wergenthin)
Walter Schmidinger (Heinrich Bermann)
Herwig Seeböck (Willy Eissler)
Gerhard Balluch (Edmund Nürnberger)
Christian Lichtenberg (Ralph Skelton)
Timmy Haberger (James Wyner)
Sona MacDonald (Sissy Wyner)
Signe Seidel (Frau Wyner)
Isolde Stiegler (Frau Rosner)
Anton Pointecker (Herr Rosner)
Birgit Doll (Anna Rosner)
Georges Kern (Josef Rosner)
Erik Frey (Dr.Staubner)
Miguel Herz-Kestranek (Berthold Staubner)
Paul Hoffmann (Herr Ehrenberg)
Susi Nicoletti (Frau Ehrenberg)
Christine Buchegger (Else Ehrenberg)
Ilse Hanel (Frau Golowski)
Elfriede Ramhapp (Therese Golowski)
Branko Samarovski (Leo Golowski)
Gustl Weishappel (Herr Winternitz)
Heinz Ehrenfreund (Felician von Wergenthin)
Wolf Oeser (Demeter Stanzides)
Harry Hornisch (Kellner)
Verena Stemberger (Schauspielerin)
Hans Piesbergen (Telegrammbote)

Inhalt

Dramatisierung von Arthur Schnitzlers Roman in 15 Folgen á 30 Minuten.

Der junge, talentierte Komponist Baron Wergenthin verliebt sich in die kleinbürgerliche, katholische Musiklehrerin Anna Rosner, steht jedoch aus Standesdünkel in der Öffentlichkeit nicht zu ihr und denkt auch nicht an eine Heirat. Als Anna ein totes Kind zur Welt bringt ist er ehrlich betroffen, nimmt aber kurze Zeit später ein Engagement in einer deutschen Kleinstadt an und trennt sich von Anna wohl für immer.

Das liest sich wie eine triviale Kalendergeschichte.Aber Arthur Schnitzler bettet diese Geschichte in eine personenreiche Schilderung der Wiener Gesellschaftskreise um die Jahrhundertwende, in denen der junge Baron hauptsächlich verkehrt; mit Künstlern, Intellektuellen, sowie Angehörigen des niederen Adels und des liberalen Großbürgertums. Da viele seiner Freunde und Bekannten in diesen Kreisen Juden sind, wird er auch mit der schon damals latenten Judenfrage konfrontiert, wobei die einzelnen Personen der Handlung das ganze Spektrum möglicher Antworten vom Zionismus über ein
selbstbewusstes Bekennertum bis hin zur vollständigen Assimilation vorleben und vertreten.

Schnitzlers Zeitgenossen galt dieser 1908 erschienene Roman als skandalös; Hofmannsthal verabscheute das Buch, zu sehr schien ihm das Wiener Gesellschaftsleben indiskret ins Licht der Öffentlichkeit gebracht worden. Die zeitliche Distanz hat die "peinliche" Identifikation längst verwischt und lässt umso mehr die Qualität dieses Romans als analysierendes Zeit- und Gesellschaftsbild erscheinen. Neben dem Schauspiel "Professor Bernhardi" (1912) ist der Roman "Der Weg ins Freie" Schnitzlers bedeutendste Auseinandersetzung mit dem Thema Judentum und Antisemitismus im Wien der Zeit des Fin de siècle .

Jakob Wassermann glaubte sich in der Geschichte wiederzuerkennen, doch auf die mehrfach geäußerte Vermutung dass es sich hier um einen Schlüsselroman handelt – Schnitzlers Geliebte Marie Reinhard hatte zu jener Zeit ein totes Kind zur Welt gebracht – verneinte der Dichter in einem Brief: "Ich habe ohne Tendenz Menschen und Beziehungen darstellen wollen."

Es ging ihm weder um die Enthüllung der Geschichte einer Person noch eines authentischen Ereignisses. Der eigentümlichen Gruppierung der Wiener Gesellschaft wird hier mehr nach der seelischen als der rein sozialen Seite nachgegangen. (Klaus Gmeiner)

Sendedaten

9. August 1981 (NP, 450: min )
29. November 1991 (WH, 450: min )
21. September 2003 (WH, 450: min )