Salzburger Nachtstudio

Der Traum: Von der Spur des Verdrängten zum Weg der Möglichkeiten. Gestaltung: Johannes Kaup

Am Ende des 19. Jahrhunderts hat Sigmund Freud mit seinem Werk "Die Traumdeutung" (1899) eine bahnbrechend neue Humanwissenschaft und eine geistige Revolution in Wissenschaft und Forschung ausgelöst. Freud bezeichnete den Traum als den "Königsweg" zur Erforschung des Unbewussten. Doch das anfängliche große Interesse an Träumen scheint in den letzten Jahrzehnten zu verebben und sich auf die Therapiepraxis der tiefenpsychologisch-analytischen Schulen zu beschränken.

Dabei gehört der Traum zum Leben. Er erzählt uns von einer anderen Wirklichkeit. Er bringt uns Vergangenes und Kommendes, Verdrängtes, Gefürchtetes und Mögliches gegenwärtig in Erinnerung. Er birgt ungeahnte Möglichkeiten eines tieferen Selbstverständnisses und persönlicher biografischer Transformationsprozesse.

Der Traum ist deshalb keineswegs nur aus therapeutischer Perspektive interessant: Maler, Dichter, Musiker, Regisseure, Erfinder, Geisteswissenschafter, Sportler, Abenteurer, visionäre Politiker u. v. m. - sie leben von Träumen eines besseren Lebens, das möglich wäre. Selbst in Tagträumen, wo sich in der Fantasie am "Traummann" oder der "Traumfrau", dem "Traumhaus", dem "Traumurlaub" oder dem "Traumjob" basteln lässt, zeigt sich noch ein Rest des Zaubers, den der Traum als vorgestellte Wirklichkeit auf uns haben kann.

Die Zeiten, in denen behauptet werden konnte, dass "Träume nur Schäume" sind (Heinrich von Ofterdingen) oder auf neuronale Entladungen im Hirn reduziert werden konnten, sind endgültig vorbei. Was bedeuten Träume theoretisch und praktisch? Was machen sie mit uns und wir mit ihnen? Welche Rolle erfüllen die Alltagsträume, in denen wir uns in Fantasmen ein geglücktes Leben ausmalen? Wie beeinflusst die Medienwelt unsere alltäglichen Traumbilder? Psychologen, Analytiker und Kulturwissenschafter haben sich diesen Fragen gestellt.

Interviewpartner/innen:
Wolfgang Schmidbauer, Psychoanalytiker, München
Wolfgang Stegemann, Theologe und Sozialhistoriker, Neuendettelsau
Jochen Wagner, Philosoph und Theologe, Tutzing
Julian Benedikt, Filmemacher und Produzent, München
Kathrin Klingsöhr-Leroy, Kunsthistorikerin, München
Bettina Wagner-Bergelt, Theaterwissenschafterin, München
Heinz Zak, Extrembergsteiger
Florian Hinterberger, Fußballtrainer 1. FC Nürnberg
Leopold Seiler, Finanzberater, Wien

Service

Buchtipps
Freud Sigmund, Die Traumdeutung, Fischer-Taschenbuch-Verlag Frankfurt 1995
Ders., Schriften über Träume und Traumdeutung, beide erchienen in der Reihe:psychologie Fischer, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt 1995

Boss Medard, Es träumte mir vergangene Nacht. Sehübungen im Bereich des Träumens, Hans Huber-Verlag Bern 1991

Jung Carl Gustav, Vom Wesen der Träume, Ges.Werke Bd.8, Olten 1982

Von Uslar Detlev, Der Traum als Welt. Sein und Bedeutung des Traums, Hirzel-Verlag Stuttgart 1990

Condrau Gion, Sigmund Freud und Martin Heidegger. Daseinsanalytische Neurosenlehre und Pschotherapie, Universitätsverlag Hans Huber, Freiburg-Bern-Stuttgart-Toronto 1992

Morgenthaler Christoph, Der religiöse Traum. Erfahrung und Deutung, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 1994

Strauch Inge/Meier Barbara, Den Träumen auf der Spur. Ergebnisse der experimentellen Traumforshung, Hans Huber-Verlag Bern 1992

Mertens Wolfgang, Traum und Traumdeutung, C.H.Beck-Verlag München 1999

Benedetti Gaetano/HORNUNG Erik, Die Wahrheit der Träume, Wilhelm Fink Verlag München 1997

Hamburger Andreas, Wenn Paare sich im Traum begegnen. Paarträume -die verborgenen Seiten der Partnerschaft, Verlag Herder, Freiburg - Basel - Wien 1995

In der Sendung verwendetet Filmausschnitte entstammen folgenden DVDs

"Spellbound" von Alfred Hitchcock, erschienen bei Best Entertainment,

Dreams" von Akiro Kurosawa wird von Warner Brothers vertrieben

Alejandro Amenabars Film "Öffne die Augen" ist bei VCL Communications herausgekommen.

Sie sind als DVDs im Handel erhältlich.

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