Gedanken für den Tag

"Über das Glück" von Emmanuel J. Bauer

Emmanuel J. Bauer ist Philosoph in Salzburg.

Glücklich zu sein, ist wohl das tiefste und umfassendste Verlangen des Menschen. Alles, was wir sind, denken, fühlen und tun, schöpft im Letzten aus dem erhofften Glück seine Dynamik und Orientierung. Ist jeder selbst seines Glückes Schmied? Dieser Frage widmet sich der Philosoph Emmanuel J. Bauer.

Glück ist nicht gleich Glück. Primär ist Glück eine subjektive Kategorie, die emotionale und kognitive Merkmale umfasst. Jeder Mensch beschreibt Glück mit anderen Worten, Bildern und Eindrücken. Diese kreisen aber immer um das, was als gutes Leben, als Erfüllung, als sinnvoll und als innere Harmonie erlebt wird, und diese haben mit Lebensvollzügen zu tun, die in uns das Gefühl von Zufriedenheit, Heiterkeit und Dankbarkeit entstehen lassen.

Glück lässt sich aber auch objektiv mit philosophisch-existentiellen Begriffen beschreiben. Dabei zeigen sich zwei grundlegende Bedeutungen und Dimensionen von Glück: Zum einen Glück als "fortuna" und zum anderen Glück als "beatitudo".

Glück als "fortuna" meint den Glücksfall, die Glücksgabe, den glücklichen Umstand, einfach das Glück Haben. Das besagt in etwa dasselbe wie im Griechischen "ejutuciva" (eutychia) oder im Englischen "luck". Dieses Glück stellt sich ein in Form von Ereignissen oder günstigen äußeren Umständen, die wir als glücklichen Zufall bezeichnen: Wir machen einen Lottogewinn oder eine reiche Erbschaft, erfreuen uns einer robusten Gesundheit.

Glück als "beatitudo", entsprechend der griechischen "eujdaimoniva" (eudaimonia) und der englischen "happiness", meint nicht ein rein objektives, einem von außen zufallendes Gut, sondern das subjektive Glückserleben, d.h. das glücklich Sein. Dieses Glück nährt sich von sinnlich-geistigen Höhepunkterlebnissen, in denen der Mensch die Schönheit und Fülle des Lebens erspürt oder die Erfahrung macht, in seiner Persönlichkeit gewachsen zu sein. Werden diese Glückserfahrungen in die eigene Person integriert, kann die Seele mehr und mehr von einem existentiellen Tiefenglück getragen werden, d.h. das Herz ist erfüllt von einem Gefühl der Dankbarkeit und der Freude am Dasein, und ich kann Ja sagen zu dem, wie sich mir das Leben fügt, was ich bin, wer ich bin und wie ich bin.

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