Radiokolleg - Der Ekel

Grenzen des Erträglichen - Faszination des Abstoßenden (1). Gestaltung: Sabine Nikolay

Substanzen oder Stoffe mit weich-schleimiger Oberfläche, Würmer, Reptilien, Amphibien, Insekten, vor allem aber zahlreiche Parasiten, lösen bei den meisten Menschen Ablehnung bis hin zu starker körperlicher Reaktion wie Erbrechen oder dem sprichwörtlichen Schütteln vor Ekel aus.

Das Empfinden ist jedoch ganz unterschiedlich. Hätte sich vor 20 Jahren in Europa kaum jemand vorstellen können, rohen Fisch zu essen, so gehören Sushibars heutzutage zum Erscheinungsbild sämtlicher westlicher Städte. In China gelten Milchprodukte als absolut widerlich, der Geruch von Käse löst bei den meisten Chinesen derzeit noch Brechreiz aus. Dies wird sich in den nächsten Dekaden dank Cheeseburger und Pizza, die immer häufiger auch auf chinesischen Speisezetteln zu finden sind, ändern.

Tiere, vor allem jene der unberechenbaren Sorte, deren Handlungen Menschen schwer einschätzen und noch schwerer instrumentalisieren können, gelten als widerlich. Allen voran Parasiten wir Spul-, Band- und Hakenwürmer. Doch auch vergleichsweise harmlose Parasiten wie Läuse oder Zecken führen bei vielen Menschen zum großen Grausen.

Wir hinterfragen Ursprung und Nutzen der Ekel-Empfindung, und berichten über zahlreiche Facetten im Zusammenhang mit diesem Gefühl. Denn meist ist Ekliges sehr nah am persönlichen Bereich und verhindert Genuss und Wohlbefinden in intimen Situationen.

Service

Marlen Haushofer: Himmel der nirgendwo endet. Roman. Fischer, Frankfurt am Main 1986
Claudia Erdheim: Karlis Ferien, Erzählungen. Löcker Verlag, Wien 1994
Sigmund Freud: Das Ich und das Es, Metaphysische Schriften. Fischer Taschenbuch, 2003
Marquis de Sade: Philospohie im Boudoir. Heyne, München 1977
Arno Geiger: Alles über Sally. Wien 2010
Jean Paul Sartre: Der Ekel. rororo, Hamburg 1998
Charlotte Roche: Feuchtgebiete. Köln 2008

Sendereihe