Gedanken für den Tag

"Christlich-jüdische Begegnungen im Garten der Religionen" von Markus Himmelbauer

Markus Himmelbauer ist Theologe in Wien.

Seit vier Jarhen gibt es den "Garten der Religionen" im Waldviertler Benediktinerstift Altenburg. Heuer ist er dem Verhältnis von Christentum und Judentum gewidmet. Die Jahresausstellung "Aufbruch - Zueinander. Christen und Juden. Wandlung einer Beziehung" wurde in Kooperation mit dem Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit erstellt.

Im "Garten der Religionen" gibt es einen Büchertisch. Dort kann man in verschiedenen Bibelübersetzungen blättern und lesen. Die katholische Einheitsübersetzung ist manchem vielleicht vertraut, auch der Luther-Text oder die "Bibel in gerechter Sprache". Aber man kann auch jüdische Ausgaben vergleichen: Jene von Naftali Herz Tur-Sinai und die berühmte Übersetzung von Martin Buber und Franz Rosenzweig.

Juden und Christen teilen einen Großteil ihrer Heiligen Schriften. Aber genau betrachtet, gibt es doch Unterschiede. Im jüdischen Tanach haben die Bücher eine andere Ordnung als im christlichen Alten Testament. Im Judentum steht die Auslegung der Tora im Zentrum, im Christentum zielt die Reihenfolge auf die prophetische Voraussage der Person Jesu.

Oder die Psalmen, die Christinnen und Christen gerne beten und meditieren. Im Judentum gelten sie nicht als Gebet. Oder die Zehn Gebote: Das Christentum sieht sie als Zentrum der ethischen Weisungen der Bibel. Im Judentum genießen sie diese Vorrangstellung nicht. Hier gelten alle traditionellen Gebote und Verbote der Tora als gleichwertig.

Eine Beziehung lebt aus Gemeinsamkeiten. Aber zugleich gilt es, auch das, was verschieden ist, anzuerkennen. So kann die die römisch-katholische Kirche heute den Weg des Judentums schätzen, auch wenn er sich vom christlichen unterscheidet: "Die jüdische Messiaserwartung ist nicht gegenstandslos", schreibt etwa die Päpstliche Bibelkommission. Und am Karfreitag bittet die katholische Kirche im Gebet, das jüdische Volk möge seinen Weg in Treue zu Gottes Bund weiter beschreiten.

Ziel des Dialogs ist nicht die Vereinheitlichung, die Harmonisierung aller Differenzen. Ziel ist die Vertiefung der Beziehung, die gerade durch diese Unterschiede und in dieser Spannung lebendig ist.

Service

Stift Altenburg

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