Dimensionen - Die Welt der Wissenschaft
Antiamerikanismus in Europa. Alte Stereotype und neue Ressentiments. Gestaltung: Martina Nußbaumer
1. Juli 2010, 19:06
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 erlebten die USA eine weltweite Welle der Sympathie und Solidarität - auch und vor allem in Europa. Doch mit dem beginnenden "war on terror" und dem Irakkrieg schlug die öffentliche Meinung rasch um: Unter die sachlich fundierte Kritik an der Politik der Bush-Regierung mengten sich bald auch alte und neue antiamerikanische Ressentiments, wurden Stimmen von ganz "rechts" bis ganz "links" laut, die die Anschläge als "gerechte Strafe" für die vielen "Verfehlungen des US-Imperialismus" interpretierten. Ressentiments, die auch mit der Wahl Barack Obamas zum US-amerikanischen Präsidenten nicht von der Bildfläche verschwunden sind.
Gefühle der moralischen und kulturellen Überlegenheit gehörten bereits zum Repertoire des klassischen europäischen Antiamerikanismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. In wie weit schließen heutige Antiamerikanismen in Europa an diese alten Ressentiments an? Welche Spielformen des Antiamerikanismus gibt es in den unterschiedlichen Staaten, und welche politischen Funktionen erfüllen sie jeweils vor Ort? Und wo liegt die Grenze zwischen Antiamerikanismus und legitimer Kritik an der Politik der USA? Wissenschafter/innen am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien nähern sich diesen Fragen anhand der Analyse von medialen und literarischen Diskursen über "Amerika" seit 2001.
Service
Margit Reiter: Signaturen des 11. September 2001. Perzeptionen und Deutungsmuster in Österreich im europäischen Kontext, in: Austriaca. Cahiers universitaires d'information sur l'Autriche, Rouen 2010
Jan C. Behrends, Árpad von Klimó, Patrice G. Poutrus (Hg.): Antiamerikanismus im 20. Jahrhundert. Studien zu Ost- und Westeuropa, Bonn: Verlag J.H.W.Dietz 2005
Andrei S. Markovits: Amerika, dich hasst sich's besser. Antiamerikanismus und Antisemitismus in Europa, Hamburg: Konkret-Literatur-Verlag 2004
Dan Diner: Feindbild Amerika. Über die Beständigkeit eines Ressentiments, München: Propyläen Verlag 2002
Projekt "Amerika-Perzeptionen"
Andrei S. Markovits
