Im Gespräch

"Die zentrale Frage puncto Alkoholkonsum lautet: trinken Sie, weil es Ihnen schmeckt, oder weil Sie seine Wirkung brauchen?" Michael Kerbler spricht mit Univ.-Prof. Dr. Otto Lesch, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Suchtmedizin

Sucht ist in Österreich kein Randgruppenphänomen, sondern spielt sich mitten in der Gesellschaft ab. Allerdings: Die Betroffenen werden sehr häufig von der Gesellschaft ausgegrenzt. Die folgenden Fakten sprechen für sich: 1,2 Millionen Österreicher gelten als alkoholkrank oder alkoholgefährdet. 670.000 Männer und 200.000 Frauen sind alkoholgefährdet. Mehr als 260.000 Männer sind schwere Alkoholiker. Unter den Frauen sind 65.000 alkoholkrank. Bei Jugendlichen, die regelmäßig zu viel über den Durst trinken, liegt Österreich im europäischen Spitzenfeld. Übrigens: Etwa 20 Prozent der Österreicher konsumieren in ihrem Leben Cannabis, die Häufigkeit des Konsums von Ecstasy, biogenen Drogen, Schnüffelstoffen, Amphetaminen und Kokain liegt unter drei Prozent. Die Häufigkeit, Heroin zu nehmen, liegt laut wissenschaftlichen Untersuchungen über die Lebenszeit hinweg gerechnet bei 0,6 Prozent.

Um zwei signifikante Werte herauszugreifen: Pro Tag sterben in Österreich - konservativ geschätzt - zweiundzwanzig Menschen an den Folgen von Alkoholabhängigkeit. Das sind etwa 8.000 Männer und Frauen pro Jahr. Im Vergleich dazu: rund 220 Männer und Frauen sind jährlich als Drogentote zu beklagen. Bei beiden Suchterkrankungen handelt es sich um Krankheiten, bei denen als ursächlicher, also auslösender, Faktor oft eine psychiatrische Erkrankung wie zum Beispiel eine Depression steht.

Welche Auslöser für Suchtkrankheiten sind bekannt? Und wie können Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit behandelt werden? Und welche Wechselwirkungen existieren erwiesenermaßen zwischen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Suchtkrankheiten? Wo muss Prävention ansetzen?

Univ.-Prof. Dr. Otto Lesch von der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Suchtmedizin. Mit ihm spricht Michael Kerbler über die gesellschaftliche Stigmatisierung von Suchtkranken, über die Ursachen von Alkoholismus und Drogenabhängigkeit und über erprobte Wege der Therapie, Menschen aus der Sucht zu führen.

Service

Buch-Tipp
"Alkohol und Tabak - medizinische und soziologische Aspekte von Gebrauch, Missbrauch und Abhängigkeit" von Otto-Michael Lesch, Henriette Walter, mit einem Beitrag von Christian Wetschka. (Buch Springer Verlag, Wien - New York)

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