Gedanken für den Tag

"Gottesgaben" - Mit Leidenschaft die eigenen Talente nützen. Von Leopold Stieger

Leopold Stieger ist Pionier der Personalentwicklung in Österreich und Gründer der Plattform "Seniors4success" für ältere Menschen, die ihre Fähigkeiten weiterhin im Arbeitsmarkt einbringen möchten.

Gerade in diesen Tagen beginnen die Universitäten und Fachhochschulen wieder mit ihrem Betrieb. Was soll ich studieren, diese Frage stellen sich viele. Mit welcher Fachrichtung habe ich die größten Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden? Oder soll ich doch das studieren, was mein Lebenstraum ist oder wäre?

An dieser Stelle ist es wichtig, auf die innere Stimme und die eigenen Talente zu hören, empfiehlt der Pionier der Personalentwicklung in Österreich, Leopold Stieger. Denn was man gerne macht, macht man meist auch mit der nötigen Leidenschaft, um darin erfolgreich zu sein. Eine Haltung, die man mit dem Pensionsantritt nicht ablegen muss. "Es geht auch im Alter darum, immer noch zu entdecken, was ich kann - und nicht, was die anderen können. Meine Talente sind mein Kapital", empfiehlt Leopold Stieger. Gestaltung: Alexandra Mantler.

Unser Bild vom Alter ist falsch. Erst heute verstehe ich meinen Vater, der nach seiner Pensionierung die Buchhaltung in seiner Pfarre übernommen hatte. Zweimal pro Woche ging er im Anzug in "sein" Büro. Als dann die Buchhaltung auf EDV umgestellt und zentralisiert wurde, hatte er seinen "Job" verloren. Und ich - sein Sohn - habe ihn zu trösten versucht und ihm gesagt, dass er doch jetzt endlich seinen Ruhestand voll genießen solle. Ich hätte ihn damals ermutigen sollen, eine neue Aktivität zu suchen.
 
Denn die Hirnforschung bestätigt: Wer sein Hirn strapaziert und nützt, hält es lange, ja sehr lange fit. Es stimmt nicht, dass das Gehirn einfach mit dem Alter degeneriert. Es tut dies nur, wenn wir es nicht benützen, nicht dauernd fordern.  
 
Vor einiger Zeit kam mir ein Buch in die Hand, das Interviews mit 100-Jährigen enthielt. Alle darin interviewten Personen haben unzählige K´s hinter sich: Krieg, KZ, Konkurs, Krankheit, Krebs, Katastrophen. Aber: Durch alle Geschichten zieht sich - unterschiedlich ausgedrückt - eine Aussage. Lieber Gott, oder wer immer angesprochen wird, jetzt möchte ich noch nicht gehen, denn ich habe noch etwas vor, das ich fertigmachen will. Wie klingt diese Aussage im Vergleich zu Kommentaren, die 58-Jährige beim Übertritt in die Pensionierung von sich geben, wenn sie nur an das Genießen im wohlverdienten Ruhestand denken?
 
Es geht auch im Alter darum, immer noch zu entdecken, was ich kann - und nicht, was die anderen können. Meine Talente sind mein Kapital meine Gottesgaben. Die entscheidende Frage im Leben bleibt immer die: Habe ich noch etwas vor? Habe ich eine Vision, die ich unbedingt noch erreichen will? Meine Talente werden mich dabei unterstützen.

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