Gedanken für den Tag
"Oh Lord won't you buy me" - Janis Joplin, Ikone der Hippiebewegung. Von Michael Krassnitzer
9. Oktober 2010, 06:57
Michael Krassnitzer ist Journalist in Wien.
Vor 40 Jahren starb die Rocksängerin Janis Joplin. Sie war eine Kultfigur der Blumenkinder. Ihr Leben war kurz und unglücklich. Auch die Zeit der Hippies ist längst vorbei, doch Janis Joplin hinterließ eine Handvoll Songs, die nach wie vor bewegen und inspirieren. Bis heute gilt sie vielen als die beste weiße Blues-Sängerin der Welt.
"Cry Baby" ist einer der berühmtesten Songs von Janis Joplin. In ihrer aufwühlenden Interpretation dieser Ballade singt sie von der Rückkehr eines reumütigen Geliebten und taucht sie tief hinein in die Abgründe der Liebe.
Doch wie "Me and Bobby McGee" stammt auch "Cry Baby" nicht von Janis Joplin, sondern ist die Coverversion eines Soul-Hits aus den frühen Sechziger Jahren. Dass Janis Joplin die Musik der Afroamerikaner aufgriff, war kein Zufall. Zum einen konnte sie singen wie eine Schwarze. Zum anderen identifizierte sie sich mit diesem Teil der Bevölkerung der Vereinigten Staaten und setzte sich schon als Schülerin im stinkkonservativen Texas gegen die sogenannte "Rassentrennung" ein.
Im April 1968 wurde die Leitfigur der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, der Pastor Martin Luther King, ermordet. Teile der afroamerikanischen Bevölkerung radikalisierten sich, alles "Weiße" wurde vehement abgelehnt. Da saß Janis Joplin, die weiße Sängerin mit der schwarzen Stimme, zwischen allen Stühlen. Bei einem Konzert vor afro-amerikanischem Publikum - anlässlich einer Feier einer berühmten Soul-Plattenfirma in Memphis - wurde ihr Auftritt mit eisigem Schweigen quittiert.
Das "welcome back home" ("Willkommen zu Hause"), das sie am Ende von "Cry Baby" so eindringlich ausspricht - für sie galt das in einer aufgeheizten gesellschaftlichen Situation nicht. Es ist eine alte, traurige Geschichte: Wenn die Radikalen die Macht übernehmen, dann bleiben die Vernünftigen auf der Strecke.
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