Gedanken für den Tag

"Über das Bereit-Sein" von Veronika Prüller-Jagenteufel

Veronika Prüller-Jagenteufel ist katholische Theologin und Seelsorgerin.

Manche Menschen sind für Geld oder auch aus Liebe zu - fast - allem bereit. Manche scheinen ohne Bezahlung für nichts zu haben zu sein. Gibt es heute noch so etwas wie Bereitschaft, gar Dienstbereitschaft - außer, es hat jemand eben im Job Bereitschaftsdienst?

Wer bereit ist, hat sich bereitet. Ich bin bereit, sagt, wer ein Amt, eine Aufgabe übernimmt. Aber sind auch alle, die Ämter übernehmen, entsprechend vor-bereitet?

Die Texte spielen mit den Worten und tasten nach einer der vielen scheinbar seltener werdenden Tugenden: der Bereitschaft, sich anderen zur Verfügung zu stellen. Wie kann diese Tugend heute neu geübt und dabei vor Ausbeutung und Missbrauch geschützt werden?
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Seid ihr bereit? Wer auf diese Frage Ja sagt, weiß, was Vertrauen bedeutet. Wer bereit ist, stellt sich zur Verfügung, macht sich auf den Weg.
Vor kurzem war ich bei einer Hochzeit und da habe ich sie wieder gehört, diese Fragen, die der Priester stellt: Seid ihr bereit, die Kinder anzunehmen, die Gott euch schenken will und sie im Geist Christi zu erziehen? Seid ihr bereit, als christliche Eheleute Mitverantwortung in Kirche und Welt zu übernehmen?
Katharina, die Tochter einer Freundin und mein ältestes Patenkind, und Bernhard, ihr Bräutigam haben bei ihrem Trauungsgottesdienst diese und noch andere Fragen mit Ja beantwortet. Zwei junge Leute, die bereit sind, bereit, einander zu lieben und die Treue zu halten, bereit, die Kinder gut zu erziehen, und bereit zu einem verantwortungsvollen Leben in Gemeinschaft mit anderen. Ihre Bereitschaft wurde gesegnet und der göttlichen Zustimmung versichert.
Katharina und Bernhard sind dabei einen Schritt gegangen, zu dem heute nicht mehr so viele Menschen bereit sind. Sie haben geheiratet und das auch noch kirchlich.
Mir haben diese beiden damit u.a. ein Nachdenken über das Bereit-Sein beschert. Dass ich mich bereit erklärt habe, eine christliche Ehe zu führen, ist mittlerweile schon fast 20 Jahre her. Ich bin mir damals sehr reif vorgekommen. Der Schritt war gut überlegt. Und ich bin froh, dass mein Mann und ich auf dem damals begonnenen Weg immer noch gut vorankommen.
Aber war ich wirklich bereit? War ich vorbereitet? Habe ich gewusst, was es bedeutet, was auf mich zukommt? Und geht das überhaupt? - Eine tiefe Beziehung und Bindung ist doch ein Aufbruch ins Unbekannte, ein ständiges Abenteuer ...
Katharina und Bernhard haben mich daran erinnert, dass es immer ein wenig abenteuerlich ist, bereit zu sein. Bereitschaft berechnet nicht bis ins Letzte. Wer bereit ist, wagt Vertrauen und macht sich auf den Weg.

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