Salzburger Nachtstudio

Abschied und Aufbruch. Psychologische, sozioökonomische und politische Strukturen über Veränderungsprozesse. Gestaltung: Elisabeth Nöstlinger

"Wenn der Mensch unbedingtes Vertrauen in das Unbegründbare hat, kann er die zutiefst menschliche Angst vor dem Abschied bewältigen", sagt der Theologe Eugen Drewermann, dessen eigener Weg eine Geschichte von Exodus, Wanderung und Heimkehr ist.

In unserer Gesellschaft werden oft Tod und Sterben verdrängt. Allerheiligen, Allerseelen, da hat man noch schnell der Toten gedacht, um kurz danach wieder den Alltag zu bewältigen. Früher waren Totengedenken eingebettet in Rituale. Totenwachen wurden abgehalten, Fenster und Spiegel wurden verhängt, Stille kehrte ein. In der griechischen Mani am Peloponnes stimmen manchmal auch heute noch Klageweiber ihre Gesänge zu Ehren der Toten an.

Die meisten alten Trauertraditionen sind jedoch verloren - und es wird nun oft versucht, auch der Trauer Positives abzuringen. "Es sei besser für den Verstorbenen gewesen" ... hört man dann, als könne man wissen, was im anderen vorgegangen ist. Die Aids-Bewegung hat in Hamburg mit aufsteigenden Luftballons das Sterben in die Öffentlichkeit zurückgeholt. Für sie ist es eine "poetische Geste des Loslassens". Für andere ist der Tod ein Geschäft.

Loslassen von einem geliebten Menschen oder von einem wichtigen Projekt ist ein dramatischer Prozess, der uns im Innersten erschüttert. Angst, Widerstand, Wut, Verzweiflung und Depression sind die Stufen, die bei der Trennung durchlebt werden müssen. Sie werden begleitet vom Trennungsschmerz und dem Urschmerz, allein zu sein.

Den Psychotherapeuten Jorgos Canacakis haben die Klageweiber von der Mani gelehrt, aus der Trauer Energie für das Leben zu gewinnen. Verschwiegene, verleugnete, verschleppte Trauer wirke sich "im Untergrund und ohne unser Wissen zerstörerisch" aus. Der heilsame Weg besteht für ihn und andere Interviewpartner darin, Trauerenergie umzuwandeln und durch diesen Prozess Versöhnung zu erfahren - "mit dem Verlorenen, mit der Umwelt, mit uns selbst."

Service

Andreas Salcher, Meine letzte Studen, Ein Tag hat viele Leben. Ecowin

Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek, Anton Prosch Insitut, Ärtzlicher Direktor, Gräfin Zichy-Str. 4-6, 12 30 Wien 01/890 10 101

Sachwalterschaft: Dr. Gertrude Brinek, Formulare: beim JUSTIZMINISTERIUM

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