Gedanken für den Tag

"Über das jüdische Lichterfest Chanukka" von Anita Pollak

Heilige Feste. - Einmal muss das Fest ja kommen, hat Ingeborg Bachmann geschrieben. Und in dieser Woche kommen einige Feste auf mehr oder weniger gläubige Menschen zu: Heiligenfeste des Advent wie das des Nikolaus von Myra, das jüdische Chanukkafest und das muslimische Neujahrsfest. Gedanken dazu hören Sie von Peter Pawlowsky, Anita Pollak und Gülmihri Aytac.

Anita Pollak ist Journalistin in Wien.

Chanukka bedeutet Tempelweihfest und erinnert an die Wiedereinweihung des großen Tempels in Jerusalem vor knapp 2.170 Jahren. Syrische Truppen hatten den Tempel geschändet. Die Makkabäer, allen voran Judas Makkabäus, stellten seine Reinheit wieder her. Dabei geschah ein Wunder: Das kleine Kännchen Öl, mit dessen Hilfe der Tempelleuchter erleuchtet werden sollte, reichte acht Tage lang, so lange, bis man neues geweihtes Öl herbeigeschafft hatte.

Im Gedenken daran werden zu Chanukka acht Tage lang Kerzen gezündet. Auch dieses Fest soll daran erinnern, dass Wunder möglich sind und Licht und Freude - etwa Geschenke für Kinder - in dunkle Wintertage bringen. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt feiern derzeit Chanukka. Allabendlich werden Kerzen entzündet, jeden Tag eine mehr bis morgen, am achten Tag, der Leuchter in vollem Licht erstrahlen wird. Es wird gesungen, es wird gespielt, es wird geschenkt.
 
Aber im Vergleich zu Weihnachten, dem christlichen Lichterfest, schneidet Chanukka von außen gesehen, man muss es zugeben, eindeutig schlechter ab.
 
Chanukkah erinnert an jüdische Helden, die Makkabäer, die sich fast 200 Jahre vor unserer Zeitrechnung gegen die Fremdherrschaft unter dem syrischen König Antiochos erhoben. Nach ihrem Sieg wollten sie den Tempel in Jerusalem von den Götzenbildern reinigen und neu weihen. Das notwendige heilige Öl, das sie endlich fanden, hätte aber nur für einen Tag gereicht. Da geschah ein Wunder und es brannte acht Tage lang. Dieses Wunder überstrahlt noch heute das Fest mit einer spirituellen Bedeutung.
 
"Na, freust Du Dich schon aufs Christkind?", diese Frage fürchtete ich als Kind noch mehr als den Krampus. Denn natürlich kam das Christkind nicht zu uns jüdischen Kindern. Und nach Weihnachten dann: "Was hast Du denn bekommen?" Da musste man freilich gewappnet sein und das wussten unsere Eltern auch. So gab es halt alljährlich den Chanukka-Mann. Wir glaubten nicht an ihn, dazu war die Show zu halbherzig gemacht und wir waren immer enttäuscht. Denn das, was sich da auf dem Tisch keineswegs auftürmte, war äußerst bescheiden. Warme Strumpfhosen und ähnlich Tolles, das Kinderherzen höher schlagen lässt. Nein, Chanukka ist eben nicht Weihnachten. Dieses Licht ist mir schon als Kind aufgegangen.

Warme Strumpfhosen sind schließlich nichts zum Angeben. Manchmal hab ich etwas erfunden. Ein Spielzeug, das ich mir gewünscht hätte. Und erst viel später hab ich sagen können. "Wir feiern Chanukka! Und das acht Tage lang".

Heute genießen nicht nur Kinder ein stressfreies, fröhliches Familienfest. Und der achtarmige Leuchter wird ans Fenster gestellt, damit das im wahrsten Sinn wundervolle Licht in die Welt hinaus strahlen kann.

Service

Wenn Sie diese Sendereihe kostenfrei als Podcast abonnieren möchten, kopieren Sie diesen Link (XML) in Ihren Podcatcher. Für iTunes verwenden Sie bitte diesen Link (iTunes).

Sendereihe

Playlist

Titel: Ansage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min

Titel: GFT 101207 Gedanken für den Tag / Anita Pollak
Länge: 02:42 min

Titel: Absage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min

weiteren Inhalt einblenden