Radiokolleg - Die letzten Takte

Vom knappen Schluss zum langen Ende (4). Gestaltung: Martin Adel

Noch bis zu Haydns oder Mozarts Zeiten endeten Musikstücke relativ knapp. So wie ein Tanz beginnt und in einem letzten Schritt endet, so vollendete sich auch die Musik in einem Schluss-Akkord (abgesehen von längeren musikdramaturgischen Enden wie dem prächtigen barocken "Amen" in Sakralwerken). Schon bei Beethoven hört sich das auf: im Wechsel der Lautstärken wird noch einmal das gesamte Arsenal der Instrumente gesammelt, um das Ende als Summe des Ganzen quasi rhetorisch zu gestalten. Ein paar Jahrzehnte später, z. B. bei Dvoraks Symphonien, ist der Schluss bereits zu minutenlangen Endpassagen ausgebaut; gar nicht zu reden von Wagner oder Mahler, bei denen man fast von eigenen Schlusskompositionen sprechen könnte. (Mit ihnen scheint die Erweiterung der Schlüsse an ihre Grenzen gestoßen und damit eben kaum noch ein "Thema" zu sein.)

Man kann verschiedene Mutmaßungen darüber anstellen, warum das so ist: angefangen von der Ausdifferenzierung eines stetig wachsenden Orchesters, das sich am Ende noch einmal in seiner Gesamtheit sozusagen "verabschiedet"; über die Führungsrolle der Symphonik, die als Ideen-Kunst in einer Zusammenfassung noch einmal rhetorische wie emotionale Überzeugung leisten möchte; bis hin zu einer wachsenden "Korpulenz" der Werke, deren Ende "natürlich" auch in einer verhältnismäßigen Relation zur Gesamtdauer stehen soll. Aber vielleicht ist ein weiterer Grund noch wichtiger, nämlich das immer raffiniertere Spiel mit der Harmonik der Akkorde, die Auflösung des Begehrens in der Erfüllung? Oder das immer weitere Hinauszögern der Erlösung in Wohlklang? Oder einfach der lange Abschied zum kurzen Ende?

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Antonin Dvorak
Gesamttitel: SÄMTLICHE SYMPHONIEN VON ANTONIN DVORAK
Titel: Symphonie Nr.5 in F-Dur op.76, B.54 < 4.Satz, 1.- 3.Satz auf CD 10979 >
* Finale. Allegro molto - 4.Satz (00:12:24)
Orchester: London Symphony Orchestra
Leitung: Istvan Kertesz
Länge: 00:30 min
Label: Decca 4300462

Komponist/Komponistin: Robert Schumann
Titel: THE ROGER NORRINGTON COLLECTION: SCHUMANN
Titel: Symphonie Nr.3 in Es-Dur op.97
Populartitel: Rheinische Symphonie
* Scherzo : Sehr mäßig - 2.Satz (00:05:21)
Orchester: London Classical Players
Leitung: Roger Norrington
Länge: 00:15 min
Label: Virgin Veritas 5617342

Komponist/Komponistin: Robert Schumann
Titel: HOROWITZ RECITAL
Titel: Kinderszenen op.15 - 13 Stücke für Klavier
Solist/Solistin: Vladimir Horowitz /Klavier
Länge: 00:50 min
Label: CBS MYK 42534

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven
Gesamttitel: BEETHOVEN: NEUN SYMPHONIEN + OUVERTÜREN - Abbado/Wr.Philharmoniker
Titel: Symphonie Nr.3 in Es-Dur op.55
Populartitel: Eroica
* Finale. Allegro molto - 4.Satz (00:11:41)
Orchester: Wiener Philharmoniker
Leitung: Claudio Abbado
Länge: 01:15 min
Label: DG 4273062 (6 CD)

Komponist/Komponistin: Johannes Brahms
Gesamttitel: DANIEL BARENBOIM DIRIGIERT BRAHMS SYMPHONIEN
Titel: Symphonie Nr.4 in e-moll op.98
* Allegro energico e passionato - Piu allegro - 4.Satz (00:09:43)
Orchester: Chicago Symphony Orchestra
Leitung: Daniel Barenboim
Länge: 02:15 min
Label: Erato 4509951942

L,K: Nikolaus Harnoncourt
Komponist/Komponistin: Anton Bruckner
Gesamttitel: WIE EIN STEIN VOM MOND: GESPRÄCHSKONZERT ÜBER BRUCKNERS "NEUNTE" MIT NIKOLAUS HARNONCOURT / SALZBURGER FESTSPIELE 2002 / DEUTSCH
Titel: "Gegen Ende eine extreme Dissonanz in den Trompeten" / Erläuterungen mit kurzen Musikbeispielen
Textanfang: Hier fehlen also acht Takte. Um zu sehen, was für Probleme...
Solist/Solistin: Nikolaus Harnoncourt /Sprecher
Orchester: Wiener Philharmoniker
L,K: Nikolaus Harnoncourt
Länge: 02:19 min
Label: BMG/RCA 82876543322 (2 CD)

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