Tonspuren

"Die Brille des Psychiaters". Feature über den Autor, Arzt und unverbesserlichen Menschenfreund Paulus Hochgatterer. Von Eva Schobel

Seit der vierten Volkschulklasse trägt Paulus Hochgatterer eine Brille. Die ist - wie er sagt - mit ihm verwachsen und zu einem Körperteil geworden. Mit dem spezifischen Blick auf Menschen verhält es sich nicht anders. Wenn man gelernt hat, psychiatrisch auf Menschen zu schauen, dann schaut man psychiatrisch auf Menschen. Keineswegs von oben herab, sondern mit anteilnehmender Zuwendung.

Oder auch mit intuitiver Ablehnung, vor der selbst ein Arzt nicht gefeit ist. Ein Mann, der seine Tochter halb totschlägt oder seine demente Ehefrau ans Bett fesselt, stellt die Empathiefähigkeit des Psychiaters Raffael Horn aus den aktuellen Krimi-Romanen des Autors auf eine harte Probe. In diesem Punkt trifft sich Horn auch mit Kriminalkommissar Ludwig Kovacs, der Psychiater eigentlich für so unnötig hält wie einen Kropf. Aber ohne Horn hätte Kovacs seine letzten Fälle nicht lösen können.

Paulus Hochgatterer schreibt seit zwei Jahrzehnten Bücher, die auch aus seiner Berufserfahrung gespeist sind. In seinem aktuellen Roman "Das Matratzenhaus" geht es so en passant wie wesentlich um Kinderpornografie. Der Autor versetzt sich in die Psyche missbrauchter Mädchen. So etwas müsste schiefgehen, aber Hochgatterer kann das.

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  • Eva Schobel