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Austrofaschismus und Ständestaat. Historische und politische Narrative zu Österreich 1933 bis 1938. Gestaltung: Tanja Malle

Bürgerkrieg, (gescheiterter) Naziputsch und Ermordung des Kanzlers: Die Jahre von 1933 bis 1938 beschäftigen noch heute die politische Elite Österreichs. Mit dieser Zeit verbunden sind zahlreiche Mythen, beispielsweise der Mythos von der sogenannten "Selbstausschaltung des Parlaments", der aus jener Zeit datiert und sich bis in die späten 1980er Jahre auch in den meisten österreichischen Schulbüchern wiederfand. Er verschleiert(e), dass Kanzler Dollfuss durch einen Staatsstreich an die Spitze des Staates gelangte und sogleich damit begann, sein autoritäres Regime zu installieren.

Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird Dollfuss politisch nach wie vor in der Tradition der ideologischen Lager beurteilt: 2001 bezeichnete ihn der damalige Klubobmann der ÖVP und spätere Nationalratspräsident Andreas Kohl als "Märtyrer und österreichischen Patrioten", noch 2008 nannte ihn der ehemalige Vizekanzler Hannes Androsch "Arbeitermörder". Ganzen 40 Prozent der Österreicher/innen ist Dollfuss jedoch "unbekannt".

Die Zeitgeschichte entwirft in einem kürzlich stattgefundenen Symposion und in neuen Publikationen ein differenzierteres Bild. Die Dimensionen beschäftigen sich mit Mythen über den "Christlichen deutschen Bundesstaat Österreich auf berufsständischer Grundlage" - so lautete zwischen Mai 1934 und März 1938 die offizielle Bezeichnung für Österreich.

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