Salzburger Nachtstudio

Kunst, Kultur, Lebensqualität. Gestaltung: Elisabeth Nöstlinger

Kultur ist mondän und prekär, populär und elitär, kritisch und angepasst, provokant und versöhnlich - sie eint und trennt, bildet und unterhält, kostet Geld und bringt Geld. Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation, zwischen Herkunft und Zukunft, kann, muss, soll, darf, will Kultur ALLES sein: Mainstream, Underground, Subkultur, Business, ... - kurzum: Kultur ist zugleich Ausgangspunkt und stets neu auszuhandelnde Ziellinie des menschlichen Schaffens und des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

"Kultur ist alles. Aber nicht alles ist Kultur", sagt auch der Philosoph Konrad Paul Liessmann beim Symposion "Zukunft: Lebensqualität: Kultur" und analysiert den inflationären Gebrauch des Kulturbegriffs. Schaut man in das Lexikon "Kultur der Gegenwart" des renommierten Metzler Verlages, scheint alles Kultur zu sein, denn da findet sich die Buchkultur, Radiokultur, Fernsehkultur, Kinokultur, Gegenwartskultur, Baukultur, Theaterkultur, Kunst-Kultur, Kultur-Kultur. Entschärft dieser inflationäre Gebrauch nicht den Kulturbegriff?

"Dort", so Konrad Paul Liessmann, "wo alle Kulturen und Lebensstile prinzipiell als gleichwertig akzeptiert werden müssen, müssen von der Öffentlichkeit entweder alle gleichermaßen gefördert oder alle gleichermaßen ignoriert werden. Wenn eine bestimmte Form der Kultur, die wir die Kulturkultur genannt haben, ihren exklusiven Anspruch als singulärer Transmissionsriemen einer gesellschaftlichen Bewusstseinsbildung verloren hat, ist es völlig egal, welcher kulturellen Emphasen und Praktiken sie die Menschen in ihrer Freizeit bedienen und verschreiben. Es ist auch egal, welchen kulturellen Milieus sie angehören."

Wenn Kultur, wie Liessmann behauptet, immer ein Nebenbei und Darüberhinaus ist, dann hat Kultur vielleicht einen Sinn, aber keine unmittelbare Funktion. "Kultur geschieht um ihrer selbst willen". Und wie steht es mit der Kunst? Kunst ist Selbstzweck. Vielfach wurde in den letzten Jahren die Kunst eventisiert. Die zahlreichen Festivals drinnen und draußen geben Zeugnis davon. Kunst hat ihren Markt und ihren Preis. Gewinnt man durch die Identifikation mit dem Kunstgeschehen auch Lebensqualität? Kunst regt an und Kunst regt auf. In welchem Ausmaß wer was unter Kunst und Kultur versteht, darüber gibt es neue Umfragewerte des Zentrums für Zukunftsstudien der FHS Forschung, Fachhochschule Salzburg.

Die Zusammenhänge zwischen Lebensqualität, Kunst und Kultur in unserer Gesellschaft werden ausgelotet und aus wissenschaftlicher, politischer, ökonomischer, zivilgesellschaftlicher und künstlerischer Sicht diskutiert.

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