Gedanken für den Tag

von August Schmölzer und Rudolf Egger. "Herzensbildung oder Die Kunst, sich im anderen wiederzuerkennen"

Gerade in Zeiten schrumpfender Wohlfahrt immunisieren sich weite Kreise unserer Gesellschaft immer stärker gegen die Folgen ihres Handelns. Individuell wird mit Zähnen und Klauen der nach wie vor ausschweifende konsumistische Lebensstil verteidigt. Wenn wir aber nach den Kosten dafür gefragt werden, geht uns das plötzlich alles nichts mehr an, sind wir ahnungslos oder über "die Politik" verärgert. So treibt die Gesellschaft weiter auseinander, denn das Gesellschaftliche kann ohne Formen des Gemeinsamen, des Engagements, nicht existieren.

Der Erziehungswissenschafter Rudolf Egger und der bekannte Schauspieler August Schmölzer denken darüber nach, wie Formen der Herzensbildung heute Möglichkeiten für ein Umdenken und Umlernen im Alltag schaffen können, um sich im anderen wiederzuerkennen.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

Immer wieder höre ich den Satz "Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut". In dieser Welt des Nutzens werden z. B. auch Autounfälle, die mit viel menschlichem Leid verbunden sind, als Wohlstandsgewinn verrechnet. Denn Unfälle sind eine Vermehrung unseres Inlandsprodukts durch den Neukauf eines Autos oder dessen Reparatur, durch medizinische Leistungen, ja sogar durch die Bestattungsbranche. So einfach ist das, wenn jemand Wirtschaft sagt, da geht es schnell ums Kaufen, ums Verwenden und Wegwerfen, ums wieder Kaufen, neu Kaufen, wieder Wegwerfen, usw. Aber wie kompliziert ist das, wenn man dabei an den Gewinn, an Lebenswirklichkeit denkt? Wie geht's eigentlich den Menschen, wenn's der Wirtschaft gut geht, wenn das Bruttoinlandsprodukt steigt aber die Lebensfreude schwindet? Wie schafft man diesen Spagat zwischen der Warenwelt und der wahren Welt?

Ich habe das Gefühl, wir stoßen momentan überall an unsere Grenzen. Wohin wollen wir eigentlich mit unserem Wirtschaftswachstum, unserem Konsumverhalten und der grenzenlosen Mobilität noch? Für mich stellt sich da die Frage: Was tut uns wirklich gut und was nicht. Woran aber kann man sich orientieren, um das herauszufinden?  Ich glaube, auch hier bedürfen wir der Fähigkeit, uns auf uns selbst zu konzentrieren. Wenn wir uns darauf verlassen, z. B. welchen Reichtum allein unsere Sinne präsentieren und die Welt nicht einzig durch die Werbebrille sehen, bestünde die Möglichkeit, das herauszufinden, was wir wirklich brauchen. Diese Konzentration auf das Wesentliche ist für mich Herzensbildung.

Service

Gustl58

Wenn Sie diese Sendereihe kostenfrei als Podcast abonnieren möchten, kopieren Sie diesen Link (XML) in Ihren Podcatcher. Für iTunes verwenden Sie bitte diesen Link (iTunes).

Sendereihe

Playlist

Titel: GFT 110915 Gedanken für den Tag / Rudolf Egger und August Schmölzer
Länge: 03:47 min

weiteren Inhalt einblenden