Gedanken für den Tag

26. November 2011, 06:56

"Die Flamme umso lebendiger brennen zu lassen, in dem Maße, wie die Zeit, die noch bleibt, vergeht", rät Papst Johannes XXIII. in Bezug auf das Älterwerden. In Freude und Würde altern - ein oft geäußerter Wunsch in der heutigen Zeit. Doch wie kann es gelingen? Ausgehend von Tagebüchern und zahlreichen Briefen von Papst Johannes XXIII. spürt der Publizist Hubert Gaisbauer dieser eindrucksvollen Persönlichkeit mit großem Einfühlungsvermögen nach. In kurzen Episoden werden abseits von Klischees Ausstrahlung und Charme des "Konzilpapstes" spürbar, gerade dort, wo Johannes XXIII. gelassen und klug Gedanken zum Älterwerden formuliert. Der beliebte und vielseits geschätzte Papst wurde vor 130 Jahren, am 25. November 1881, geboren.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

"Jeder Tag ist gut, um geboren zu werden, jeder Tag ist gut zu sterben" - sagte Johannes XXIII. während des Gottesdienstes an seinem 81. Geburtstag, ein halbes Jahr vor seinem Tod.

Angelo Roncalli hat sich, so kann man getrost sagen, ein Leben lang auf den Tod vorbereitet. "Meine Koffer sind gepackt" - dieser Satz aus den letzten Lebenstagen ist ja um die Welt gegangen. In den Koffern, von denen er da sprach, waren Güte, Armut, Einfachheit und Humor, vor allem Gelassenheit. Den meisten Platz im Koffer fand aber seine bedingungslose Hingabe an den Willen Gottes. Dennoch hatte er Zeit seines Lebens Angst vor dem Stadium, in das er nun eingetreten war. Nicht vor dem Tod hatte er Angst, da half ihm sein unerschütterlicher Glaube. Wohl aber vor dem Sterben, vor den Schmerzen der tödlichen Krankheit, die sich schon Jahre zuvor angekündigt hatte. Er schämt sich nicht, von dieser Angst zu sprechen und in vielen Briefen und Aufzeichnungen zu bekennen, dass er zweifle, ob er "standhalten" könne, wenn es einmal soweit sein sollte.

Angesichts des Todes diktierte er jenen kurzen Text, in dem er auf sein langes Leben zurückblickt, auf die verschiedenen Kulturen und Traditionen, die er kennenlernen durfte, auf die neuen Aufgaben in einer neuen sozialen Ordnung. Aus alle dem schließt er am Ende seines Lebens, dass "der Augenblick gekommen ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen, die Gelegenheit zu ergreifen und weit nach vorne zu blicken."

Service

Buch, Hubert Gaisbauer, Ruhig und froh lebe ich weiter. Älter werden mit Johannes XXIII. Wiener Domverlag

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