Gedanken für den Tag

von Manfred Scheuer. "Einbrechen in die Felder der Gewohnheit"

Der Advent kann eine Aufbruchszeit sein, eine Einladung, der Hoffnung auf der Spur zu bleiben und mit der Verheißung Gottes zu rechnen, ist der Theologe und katholische Bischof Manfred Scheuer überzeugt.

Wem dies gelingt, der oder die wird hellhörig für das, was andere wirklich zu sagen haben, ein Mensch, der aufnahmefähig und bereit ist, selbst mitten im Lärm die leisen Botschaften mitschwingen zu hören. Solche hörende Menschen werden dann vielleicht auch die Botschaften wahrnehmen, die die biblischen Adventtexte enthalten, sie werden sich anregen und infrage stellen lassen. Und vielleicht werden sie aufbrechen aus dem allzu Gewohnten, dem allzu Eingefahrenen.

"Wenn die Propheten einbrächen durch Türen der Nacht, mit ihren Worten Wunden reißend, in die Felder der Gewohnheit, Ohr der Menschheit würdest du hören?", so drückt der Bischof mit der Dichterin Nelly Sachs die radikale Anfrage aus.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

Essen und Trinken

"Der Mensch ist, was er isst." Dieser Satz stammt von Ludwig Feuerbach aus dem Jahre 1850. Heute stehen die Themen Ernährung und Kochen in Buchhandlungen und bei Fernsehsendungen ganz oben. Was essen wir so im Laufe einer Woche? Wie gesund oder wie krank machend sind die Speisen, wie gesund sind die Abwechslung, die Vielfalt oder das Durcheinander beim Essen und Trinken? Wie schlagen sich die Essensgewohnheiten auf den Leib mit Gewichtsproblemen und Beweglichkeit? Es mag auch hilfreich sein, sich vor Augen zu führen, was man im Laufe einer Woche an geistiger Nahrung aufnimmt: Zeitungen, Illustrierte, Werbebroschüren, Internet, Fernseh- und Radiosendungen, Musik, Bücher, Gedankenaustausch, Gespräche, Diskussionen und Sitzungen, Fernsehsport und Kultur. Wenn man das alles im Hirn, Herz oder Bauch(gefühl) auf einen Haufen geworfen sieht, was heißt das für die leibliche und geistige Gesundheit oder auch Krankheit?

Ludwig Wittgenstein, der bedeutendste österreichische Philosoph des 20. Jahrhunderts, befasst sich mit der Abwechslung der philosophischen Diät im metaphorischen Sinne: "Eine Hauptursache philosophischer Krankheiten - einseitige Diät: man nährt sein Denken mit nur einer Art von Beispielen." Ich denke, auch unser Denken braucht gute Nahrung, auch unsere Seele braucht Brot. Die Kirchenväter haben sich darüber Gedanken gemacht: Die Seele braucht Ruhe, braucht Zeiten der Stille, braucht Freiräume. Die Seele braucht Schönheit, den Blick auf Blumen, das Erleben der Natur, ein gutes Buch, eine berührende Symphonie. Und: Die Seele braucht Freundschaft, Freundschaft mit Menschen, Freundschaft mit Gott, Erfahrungen von Güte.

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Sendereihe

Playlist

Titel: GFT 111128 Gedanken für den Tag / Manfred Scheuer
Länge: 03:50 min

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