Gedanken für den Tag

Von Walter Thirring. "Weltsichten, Irrwege und Wege des menschlichen Geistes". Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

"Wir sind in diese Welt geworfen ohne gefragt zu werden, ob wir dies wollen". Mit so einer Aussage, die wohl kaum anzufechten ist, beginnt das Credo der Existentialphilosophie. Doch schon die Fortsetzung "und wir sind hier so alleine gelassen" sei fraglicher, meint der Physiker Walter Thirring und führt aus: "Soll das heißen, dass es im Universum keine weiteren Lebewesen gibt, so übersteigt dies unser Wissen. Es soll wohl eher heißen "von Gott keine Spur", was aber einer eingehenderen Diskussion bedarf. Aber sicher ist, dass wir auf unserer Reise ein wertvolles Geschenk, unseren Verstand, mitbekommen haben."

In den "Gedanken für den Tag" geht der österreichische Physiker der Frage nach, inwieweit dieser Verstand hilft, sich in dieser Welt zurechtzufinden.

Ich hatte das Glück, Albert Einstein zu begegnen und mit ihm vieles zu diskutieren. Das ist schon über ein halbes Jahrhundert her und seither ist seine Bedeutung für die Menschheit immer mehr hervorgetreten, lebt doch unsere heutige Hochtechnologie von vielen seiner Ideen. Dennoch sagte er mir, die Anwendungen der Physik hätten ihn nie besonders interessiert, ihm ging es darum, dem Alten hinter seine Schliche zu kommen. Das ist natürlich ein Ziel das wir nie erreichen können, aber machen wir uns auf den Weg.

Mit der Frage nach der Logik hinter den Naturmächten hat sich die Menschheit immer schon schwer getan, zu launenhaft und willkürlich erscheint das irdische Geschehen. Daher hat man die Naturmächte personifiziert und die Welt mit Göttern bevölkert: Prominent etwa der Sonnengott, etwas kleiner der Gott des Mondes, auch näherliegende Erscheinungen wie das Meer und der Donner hatten ihre Götter. Da war der menschlichen Phantasie keine Schranke gesetzt und die Mythologien blühten bei allen Völkern. Aber welche waren jetzt die mächtigeren, die höheren in der Götterliga? Der Streit darüber ist wohl so alt wie der Glaube an die Götter selbst.

Im ägyptischen Totenbuch gewinnen sogar die Tageszeiten eigene Gestalt: "Ich erwache im Dunkeln, weil sich die Vögel regen, ein Murmeln in den Bäumen, das Flattern der Flügel. Es ist der Morgen meiner Geburt, der erste von vielen. Löwen brüllen über die Tempel und die Erde bebt. Aber es ist nur das Morgen, das Wache hält über das Heute."

Service

Buch, Walter Thirring, "Lust am Forschen - Lebensweg und Begegnungen", Seifert-Verlag
Buch, Walter Thirring, "Kosmische Impressionen. Gottes Spuren in den Naturgesetzen", Seifert-Verlag
Buch, Johannes Huber und Walter Thirring, "Baupläne der Schöpfung. Hat die Welt einen Architekten?", Seifert-Verlag

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Sendereihe

Playlist

Titel: GFT 120102 Gedanken für den Tag / Walter Thirring
Länge: 03:49 min

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