Gedanken für den Tag

Von Gertraude Portisch. "Eine Auseinandersetzung mit Gott und der Welt". Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Die Welt war aus den Fugen. In Europa wütete der Zweite Weltkrieg mit allen seinen Gräueln und die Autorin war mit ihrer Familie vor dem Naziterror nach England geflüchtet. Der Zufall hat sie in ein Kloster verschlagen, wo sie vier Jahre lang als Hilfslehrerin für Sport tätig war und als einzige Laiin unter Nonnen lebte. Ihre Erlebnisse und ihre Auseinandersetzung mit der Religion sind Thema des Buches "Der liebe Gott und die Großmama". Ihre Zweifel in dieser Zeit begleiten sie bis heute. "Ein Sonnenstrahl, der durch das Fenster der Kapelle fiel, verändert meine Sicht auf einen "lieben Gott" und ich wusste plötzlich ,"wieso alles, was sich in der Natur abspielte, unser Leben eingeschlossen, möglich war, ohne aus Gott einen grausamen Tyrannen zu machen. Das Wort 'lieb' als Bezeichnung für eine Eigenschaft Gottes kam mir plötzlich lächerlich vor. Gott war etwas ganz anderes, etwas, dem unsere Sprache gar nicht gerecht werden kann." Ein ganz alltägliches Naturereignis lässt sie Gott als "die Urkraft, die das Universum zusammenhielt" verstehen. Aber die Auseinandersetzung mit der Religion und vor allem mit der katholischen Kirche hat die Autorin nie aufgegeben.

Was ist Leben?

Wenn nicht lieben?
Wenn nicht tun?
Wenn nicht fragen?
Wenn nicht denken?
Wenn nicht hoffen?
Wenn nicht Ängste verscheuchen?
 
Und was ist Leben nicht?
 
Wenn man nicht blind ist, und doch nicht sehen kann.
Wenn man nicht taub ist und doch nicht hören kann.
Wenn man nicht stumm ist, doch seine Worte für sich behält.
Wenn man Liebe empfangen, aber nicht geben kann.
Wenn man nicht den guten Willen in den Augen anderer sieht.
Wenn man nicht gelernt hat, die Schwächen anderer zu tolerieren.
Wenn man nicht weiß, wie Worte verwunden können.
Wenn man nicht weiß, dass Worte auch heilen können.
Wenn man Weinen nicht in Lachen verwandeln kann.
Wenn man nicht gelernt hat, Verzweiflung in Hoffnung zu verwandeln.
Wenn man nicht gelernt hat, Schmerz als Prüfung zu verstehen.
 
Und wann ist das Leben, Leben?
 
Wenn man gelernt hat, das Bibelwort zu respektieren: Liebe
Deinen Nächsten, wie dich selbst.
Wenn man gelernt hat, dass das Leben ein Geben und Nehmen ist.
Wenn man weiß, dass das Leben ein Geschenk ist.
Mit allem, was wir tun, verändern wir die Welt um uns.
Mit jedem Wort zu einem anderen Menschen setzen wir eine Tat.
Denn durch die Dinge, die wir tun, die uns selbst und anderen Freude machen, haben wir die Welt verändert. Und was heißt das?
Das heißt, dass wir andere Menschen durch unser Verhalten beeinflussen können.
Glück im Leben zu verbreiten ist der Weg, sich selbst glücklich zu machen.

Service

Buch, Gertraude Portisch, "Der liebe Gott und die Großmama. Geschichte einer Rebellin", Edition Portisch
Buch, Getraude Portisch, "Irrwege. Escher. Adam", Edition Atelier
Buch, Gertraude Portisch, "Cassiel", Edition Atelier
Buch, Gertraude Portisch und Alfonso Madden, "Wer bist Du? Who are you?", Edition Roetzer
Buch, Gertraude Portisch und Alfonso Madden, "Nimm Dir die Zeit zum Freund", Edition Roetzer
Buch, Gertraude Portisch und Hugo Portisch, "Die Olive und wir", Verlag Ecowin
Buch, Traudi Reich, "Ich und Du", Residenzverlag
Buch, Traudi Reich, "Die Hunde von Benevento", Residenzverlag

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Sendereihe

Playlist

Titel: GFT 120111 Gedanken für den Tag / Gertraude Portisch
Länge: 03:49 min

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