Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Mit Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger.
Aufreger elektronische Gesundheitsakte ELGA - Mehr Sicherheit oder gläserner Patient?
Sendungsvorbereitung: Dr. Michaela Steiner
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Aufreger elektronische Gesundheitsakte ELGA - Mehr Sicherheit oder gläserner Patient?

Um ELGA - die "elektronische Gesundheitsakte" - ist seit bekannt wurde, dass Dr. Walter Dorner, im Moment noch Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer, nicht mehr für diese Posten kandidiert, eine neue Diskussion entflammt - getragen in erster Linie durch die Ärzteschaft.
Ein kurzer Blick zurück - wir haben erstmals im Juli 2007 über ELGA berichtet. Diese lebensbegleitende elektronische Gesundheitsakte wurde so konzipiert, dass sie für die Bevölkerung von Vorteil sein soll. Vor allem der Sicherheitsaspekt steht im Vordergrund - ein Datenspeicher, in dem Befunde verwahrt, bei Bedarf sichtbar gemacht werden können, der Doppelbefundungen unnötig macht, lebensrettende Notfalldaten enthält und Medikamentennebenwirkungen verhindert - als Hilfe für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, für Krankenhäuser und für Apotheken.
Auf diese Daten darf nur dann Zugriff genommen werden, wenn dies erstens für eine Behandlung von Bedeutung ist und zweitens die Betroffenen ihr unmittelbares Einverständnis (durch Stecken der e-Card) geben.
Im Mittelpunkt stehen die Patientinnen und Patienten. Das heißt, sie bestimmen, wer welche ihrer Daten einsehen kann und sie können jederzeit über das Internet auch ihre eigenen Daten abrufen. Darüber hinaus können sie nachverfolgen, wer aller Zugriff auf ihre Daten hat.
Der Vorteil dieses Systems liegt auf der Hand: Lästige Rennereien, Einholen von Befunden und Abholen z.B. von Röntgenbildern sind für Betroffene damit Geschichte - und der behandelnde Arzt kann sich rasch einen Überblick verschaffen. ELGA verbessert daher die Behandlungsqualität und die Sicherheit für Patientinnen und Patienten.
Also - alles paletti - oder doch nicht? Da waren doch noch die Ärztinnen und Ärzte. Diese scheinen mit ELGA nicht restlos glücklich zu sein. Denn während sich in einer österreichweiten Umfrage die Mehrzahl der Bevölkerung für ELGA ausgesprochen hat, waren in einer Wiener Umfrage 95 Prozent der Ärztinnen und Ärzte gegen ELGA. Dr. Johannes Steinhart spricht stellvertretend von mangelndem Datenschutz, von "weniger Zeit für die Patienten", von Vertrauensverlust und letztendlich vom "gläsernen Patienten".
Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger und Projekt-ELGA-Verantwortliche Dr. Susanne Herbek können den Argumenten der Ärzteschaft wenig abgewinnen.
Für sie sind die Patientinnen und Patienten diejenigen, die von dem neuen System profitieren.
Dieses Mal informiert Sie Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger mit seinen Gästen über ELGA und diskutiert die kontroversiellen Standpunkte.

Service

Dr. Gerald Bachinger
Sprecher der österreichischen Patientenanwälte
NÖ Patientenanwalt
Rennbahnstrasse 29, Tor zum Landhaus
A-3109 St. Pölten
Tel.: +43/2742/9005/15575
E-Mail
Patientenanwalt

Dr. Susanne Herbek
Geschäftsführerin der ELGA GmbH
Treustraße 35-43
A-1200 Wien
Tel.: +43/1/212 70 50/5701
E-Mail
ELGA GmbH

Dr. Johannes Steinhart
Vizepräsident der Wiener Ärztekammer
Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte Wien
Ärztekammer für Wien
Weihburggasse 10-12
A-1010 Wien
Tel.: +43/1/51501/1221
E-Mail
Wiener Ärztekammer

Bürger/innenservice des Bundesministeriums für Gesundheit
Tel.: +43/810/333 999 (Mo. bis Fr. 8.00-14.00)

"ELGA - Viel Geld für nichts?" - Artikel in der Österreichischen Ärztezeitung
Informationen der Österreichischen Ärztekammer zu ELGA
Initiative ELGA
Zeitschrift "Doktor/in Wien"
Informationen zur ELGA GmbH des Bundesministeriums für Gesundheit
Informationen zu ELGA des Bundesministeriums für Gesundheit
"Ärztekammer-Präsident Dorner tritt ab" - Bericht auf wien.orf.at
"Gutachten: ELGA-Entwurf nicht verfassungskonform" - Artikel in der "Presse"

Ira Drozdzynski, "Nutzen der elektronischen Gesundheits- und Patientenakte im Gesundheitswesen: Zentrale Anwendungsbereiche der elektronischen Gesundheitskarte",
Grin Verlag 2009

Peter Haas, "Medizinische Informationssysteme und Elektronische Krankenakten", Springer Verlag 2004

Sonja Lütkehaus, "Der Patient und seine Akte: Elektronische Patientenakten und das Selbstbestimmungsrecht", Diplomica Verlag 2010

Peter Haas, "Gesundheitstelematik: Grundlagen, Anwendungen, Potenziale", Springer Verlag 2006

Karl Jähn, Eckhard Nagel, "e-Health", Springer Verlag 2003

Sendereihe