Texte - neue Literatur aus Österreich

"Die Vogelfreiheit unter einer zweiten Sonne, weil die erste scheint zu schön". Ausschnitt aus einem Romanprojekt. Von Andrea Drumbl. Es liest Chris Pichler.

Eigentlich ist es ein ganz normaler September. Aber nur anscheinend. Denn vier Menschen sterben in diesem September unabhängig voneinander innerhalb weniger Tage und im Umkreis von nur wenigen Kilometern von eigener Hand.

In diesen ganz normalen Tagen im September nämlich, da legte sich Piotr mit dem letzten Rest Atem in seiner Lunge unter den Zug, während anderenorts Günter zu seinem letzten Sprung vom Leben in den Tod ansetzend, im braunen Laub auf der Straße den Asphalt aufsuchte. Noch weiter weg Susana in ihrem letzten Kampf, die im Totentanz alles Leben in ihrem Blut erstickte und Paula, den am Strick im Würgegriff erhängten Felix in die Erde vergrub - was zurückblieb, war einzig diese eine große Schuld zwischen Hirn und Haut und Haut und Haar. Damals wie heute wie später.

Aber was ist das bloß, wenn Menschen das Leben lassen, weil sie es nicht mehr ertragen, es abgrundtief hassen, fragt man sich. Es ist die große Tragödie am Ende des Stücks. Und die versucht Andrea Drumbl zu schildern: Verschiedene Menschen, verschiedene Schicksale, Männer und Frauen, Anfang und Aus und wie sich der Tod ins Leben einschleicht ...

Andrea Drumbl, 1976 in Kötschach-Mauthen geboren, Studium der Deutschen Philologie und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Universität Wien. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Kärntner Lyripreis 2010, bmukk-Startstipendium 2011.

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