Im Gespräch

"Mich haben immer nur die Sachen fasziniert, die vom Menschen gemacht worden sind." Michael Kerbler spricht mit Friedrich Achleitner, Architekturpublizist und Schriftsteller

Wer bin ich, und wenn ja - wie viele? Friedrich Achleitner, der "gelernte" Architekt, ist der wohl angesehenste Architekturpublizist des Landes. Aber ihn auf diesen Begriff zu reduzieren, greift zu kurz, weil damit die Dimension seines umfassenden historischen Wissens um die Baukunst ausgeblendet wird. Und natürlich ist Friedrich Achleitner - um die Literaturkritikerin Sigrid Löffler zu zitieren - ein "begnadeten Sprachspieler". Was seinen Lebensweg angeht, hat der Zufall regiert. "Ich habe nie einen Lebensplan zusammengebracht. Eines hat sich immer aus dem anderen ergeben", so Friedrich Achleitner.

Das Interesse am Zeichnen und an Architektur wurde schon in frühen Jahren geweckt. Der junge Friedrich zeichnete gern, wollte Maler werden. Und es waren laut rezitierte Gedichte, daheim in der Stube in Schalchen im oberösterreichischen Innviertel, die ihn erstmals die Faszination der Sprache spüren ließen. In Wien begann er mit der Sprache, in seiner oberösterreichischen Mundart, zu experimentieren, zu schreiben und auch den Kontakt zu Musikern und anderen Künstlern zu pflegen. Achleitner, er ist ein Hauptvertreter des modernen Dialektgedichts und der "Konkreten Poesie", neben H.C. Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm und Oswald Wiener der Wiener Gruppe an. Den scharfen und kritischen Blick auf die Architektur hat sich Achleitner, der schon früh - zwecks Broterwerbs - die Kolumne "Bausünden" in der Tageszeitung "Die Presse" verfasste, bewahrt.

Zwei Wochen vor dem zehnten Architekturfestival "Turn On" im ORF-Radiokulturhaus kreist das Gespräch mit Achleitner um alte und neue Baukunst, die Wechselwirkungen zwischen Architektur und Gesellschaft, um Sprachkunst und um die Sprache als Baumaterial.

Service

Friedrich Achleitner, "iwahaubbd". Dialektgedichte, Paul Zsolnay Verlag, Wien (ISBN 978-3-552-05546-9)

Friedrich Achleitner, "Quadratroman", Paul Zsolnay Verlag, Wien (ISBN 978-3552054219)

Friedrich Achleitner, "der springende punkt", Paul Zsolnay Verlag, Wien (ISBN 978-3552054714)

Friedrich Achleitner, "Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert", Bände, Residenz Verlag

Anne Bauer, Ingrid I. Gumpinger und Eleonore Kleindienst (Hrg.), "Frauenarchitektouren". Arbeiten von Architektinnen in Österreich, Verlag Anton Pustet, Salzburg (ISBN 3-7025-0464-8)

Cordula Rau (Hrg.), "Why Do Architects Wear Black?", Springer-Verlag, Wien (ISBN 978-3-211-79191-2)

Übrigens: österreichische und internationale Architektur stehen am 9. und 10.März im Mittelpunkt des 10. Architekturfestivals TURN ON im Radiokulturhaus in Wien. Nähere Informationen finden Sie im Internet unter radiokulturhaus - RadioKulturhaus@ORF.at

turn-on - TURN ON Architekturfestival

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