Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Mit Dr. Christoph Leprich.
Wege zur verirrten Seele - Die Geschichte der Psychiatrie
Sendungsgestaltung: Xaver Forthuber

Wege zur verirrten Seele - Die Geschichte der Psychiatrie

Die Erforschung der Psyche gehört zu den spannendsten wissenschaftlichen Abenteuern der Geschichte der Medizin. Sie ist von spektakulären Einsichten und bahnbrechenden Entdeckungen, aber auch von folgenschweren Irrwegen gekennzeichnet.
Schon sehr früh stellten sich Menschen die Frage, worum genau es sich bei Gefühlen und Gedanken handelt - davon zeugen etwa steinzeitliche Höhlenmalereien. Religion, Philosophie und Gesetze trugen später dazu bei, die Vorstellung von einer "gesunden" Seele zu normieren. Wer anderes sah als seine Zeitgenossen, wer in Wahrnehmung und Kommunikation gestört zu sein schien, wer sinnloses oder unerklärbares Verhalten zeigte, wurde als geisteskrank stigmatisiert. Doch wie sollte man solchen Erkrankungen beikommen? Über Jahrtausende hinweg war völlig unklar, wo im Körper die "Seele" überhaupt zu verorten sei. In der Antike wurde teils das Ungleichgewicht der Körpersäfte für Stimmungen verantwortlich gemacht, andere Epochen vermuteten Bauch oder Herz als Sitz der Gefühle. Erst in der beginnenden Neuzeit wurden die Nerven und schließlich das Gehirn als Träger von Sinneseindrücken und Handlungsentscheidungen identifiziert. Erst seit etwa einem halben Jahrhundert ist man in der Lage, psychische Erkrankungen kausal zu behandeln: Mit einer Kombination aus Medikamenten und therapeutischen Maßnahmen. Noch in der Entwicklung dieser Methoden wurden Patienten und Patientinnen im Namen der Wissenschaft missbraucht, vorgeführt und stigmatisiert.
In der Zeit davor war der Umgang mit Menschen, die als abnormal galten und angsteinflößende Verhaltensmuster an den Tag legten, im Wesentlichen darauf beschränkt, diese nach Möglichkeit unter Kontrolle zu bringen.

Dieses Mal führt Dr. Christoph Leprich durch Stationen auf dem Weg zur modernen Seelenheilkunde - von der Hysterie als "Krankheit" des weiblichen Geistes über die Schizophrenie als Entgrenzung der Seele bis hin zur Depression, die in der Vergangenheit im Spannungsfeld zwischen intellektuellem Habitus und gesellschaftlichem Stigma angesiedelt war. Nicht zuletzt wird ein Blick auf die Entwicklung von Therapiemodellen und psychiatrischen Institutionen geworfen.
Gestalter der Sendung ist Mag. Xaver Forthuber.

Service

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Karin Gutiérrez-Lobos

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Klin. Abteilung für allgemeine Psychiatrie

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Institut für Klinische, Biologische und Differentielle Psychologie

Prof. Dr. Karl-Heinz Menzen
Professor für Kunsttherapie und Rehabilitation
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Univ.-Prof. Dr. Heinz-Eberhard Gabriel
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Tel.: +43/1/370 51 17

Institut für Geschichte der Medizin
Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie
Österreichischer Berufsverband für Psychotherapie
Institut für Ethik und Recht in der Medizin
Heinz-Eberhard Gabriel: Zur Geschichte der Psychiatrie in Österreich
Christina von Braun: Das wandelbare Gesicht der Hysterie

Heinz-Eberhard Gabriel, Martina Gamper (Hrsg.), "Psychiatrische Institutionen in Österreich um 1900", Verlagshaus der Ärzte 2009

Bettina Brand-Claussen, Viola Michely (Hrsg.), "Irre ist Weiblich. Künstlerische Interventionen von Frauen in der Psychiatrie um 1900", Sammlung Prinzhorn/Wunderhorn 2009

Hartmann Hinterhuber, "Die Seele. Natur- und Kulturgeschichte von Psyche, Geist und Bewusstsein", Springer Verlag 2001

Georges Didi-Huberman, "Die Erfindung der Hysterie. Die photographische Klinik von Jean-Martin Charcot", Wilhelm Fink Verlag 1997

Michel Foucault, "Überwachen und Strafen", Suhrkamp Verlag 1993

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